Vor Ort · Das glaub ich

Schuldbekenntnis: Sind wir so schlechte Menschen?

Das Schuldbekenntnis – lateinisch „Confiteor“ – steht am Anfang der Heiligen Messe. Manch einem mag dieses Bekenntnis zu Beginn der Liturgie veraltet erscheinen. Sind wir wirklich so schlechte Menschen, dass wir ständig unsere Schuld bekennen müssen?

Johannes Höfle, bis 2023 Priesterseminarist in Augsburg, erklärt im Video, was das Schuldbekenntnis bedeutet, wie er es persönlich betet und warum es für ihn nichts mit Angst zu tun hat.

von Johannes Höfle · 01.06.2021

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Immer wieder werde ich gefragt: „Sag mal, sind wir denn so schlechte Menschen, dass wir zu Beginn der heiligen Messen immer wieder aufs Neue unsere Schuld bekennen müssen?“ Was steckt dahinter und warum ist das wichtig? Schuld bedeutet, aus der Beziehung zu Gott herausgetreten zu sein. Wie, wenn ich als Kind etwas angestellt habe, fiel es mir schwer, meinen Eltern unter die Augen zu treten. Erst, als ich es ausgesprochen hatte, war ein normaler, freier Umgang wieder möglich.

Was tue ich beim Schuldbekenntnis?

Im Schulbekenntnis schaue ich auf meinen Tag: Wo habe ich heute Gott gedient? Wo bin ich hinter meine Möglichkeiten zurückgeblieben? Ich schaue mich an mit all den Fehlern, die ich so mitbringe. Damit trete ich vor Gott, von dem ich glaube, dass er alles sieht und weiß.

Gewissenserforschung

Doch was heißt das jetzt konkret? Habe ich bei einer Diskussion zur Versöhnung beigetragen, weil ich versucht habe, mein Gegenüber wirklich zu verstehen? Oder zur Trennung, weil ich meinen eigenen Kopf, mein eigenes Ego durchsetzen wollte? Habe ich meine Zeit vergeudet? War ich ungeduldig? unbarmherzig? Ja, vielleicht habe ich sogar Punkte gesammelt, die ich mir mal merken sollte für meine nächste Beichte.

Barmherzigkeit macht Lernen möglich.

Ich bekenne meine Schuld nicht aus Angst, sondern, weil ich von Gott gestärkt werden möchte für ein besonderes Leben, damit er mich zur Erfüllung führt. Er ist der barmherzige Vater, der mich aufbaut wie es kein anderer kann. Die Kirche ist keine Gemeinschaft von Perfekten! Wir sind Menschen, die alle ihre Macken haben, immer wieder hinfallen, scheitern, aber die vom Leben lernen wollen. Wenn wir das anschauen und annehmen, können wir uns immer wieder von Gott und unseren Mitchristen aufrichten lassen. Beim Schuldbekenntnis kommt es genau auf das an, dass wir als Gemeinschaft zum Ausdruck bringen, dass wir in Beziehung mit Gott treten wollen, unser Leben entfalten.

Wortlaut des allgemeinen Schuldbekenntnisses (Confiteor)

Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen,
und allen Brüdern und Schwestern,
dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe.

Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken:

durch meine Schuld,
durch meine Schuld,
durch meine große Schuld.

Darum bitte ich die selige Jungfrau Maria,
alle Engel und Heiligen
und euch, Brüder und Schwestern,
für mich zu beten bei Gott, unserem Herrn.

In der Serie „Das glaub ich“ erklären junge Katholiken in kurzen Statements, woran sie eigentlich genau glauben und wie sich diese Glaubensinhalte auf ihr Leben auswirken.

Folge 7 mit Johannes Höfle
Redaktion, Schnitt, Musik: Raphael Schadt
Kamera, Ton: Jonathan Huber