Credo: Emil, du gehörst zu der jungen Generation der Fokolarbewegung und bist bei den Gen in Österreich aktiv. Was sind die Gen und wie ist eure Gruppe konfessionell zusammengesetzt?
Emil Pühringer: Wir Gen sind Jugendliche der Fokolarbewegung und setzen uns in unserem alltäglichen Leben für mehr Geschwisterlichkeit und Frieden in der Welt ein. Österreichweit sind wir sehr gut vernetzt. Die meisten von uns studieren oder gehen zur Schule, manche arbeiten bereits. Unsere Gruppe ist offen für Menschen aus verschiedenen Konfessionen und Religionen, derzeit gehören wir großteils der katholischen Kirche an, wenige von uns sind ohne Bekenntnis. Bei Treffen im ganzen deutschsprachigen Raum sind jedoch verschiedene Konfessionen vertreten. In Österreich treffen wir uns monatlich zum Beispiel zu Sozialaktionen oder thematischen Einheiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Glaubensleben, aber auch Dialog oder Sexualität.
Credo: Was magst du an der Fokolarbewegung? Warum bist du dabei?
Emil: Ich bin von klein auf bei der Fokolarbewegung, weil meine Eltern auch schon Gen waren und mich daher zu den Familien- und Kindertreffen mitgenommen haben. Als Jugendlicher und junger Erwachsener habe ich mich immer wieder bewusst für die Gemeinschaft der Gen entschieden, in der ich mich sehr wohl fühle. Wir können über alles reden was uns zutiefst beschäftigt, unter anderem über unseren Glauben, und gleichzeitig treffen wir uns immer wieder um z.B. gemeinsam Geburtstage zu feiern und miteinander Urlaub zu verbringen.
Credo: Die Mission der Fokolare ist „dass alle eins seien“ aus dem Johannesevangelium. Wie lebt ihr dieses eins sein in eurer Gruppe? Was ist das Verbindende? Und gibt es auch Themen, bei denen ihr euch nicht einig seid? Möglicherweise aufgrund konfessioneller Unterschiede?
Emil: Einige von uns haben einen intensiven Kurs zum Thema „Mensch, Christ, Gen Sein” gemacht, der uns sehr zusammengeschweißt hat. Von unseren Interessen und zum Teil Ansichten sind wir ziemlich unterschiedlich, ich denke zum Beispiel an unsere Diskussionen ausgelöst durch die Corona Maßnahmen, die wir unterschiedlich beurteilt hatten. Dennoch konnten wir die unterschiedlichen Meinungen so stehen lassen und sie waren nicht ein Grund, der uns persönlich voneinander entfernte: Einheit in der Vielfalt.
Credo: Die Fokolarbewegung öffnet sich auch für andere Religionen wie den Islam. Das klingt spannend. Wie gelingt diese Öffnung mit dem Ziel der Einheit? Ist das einheitsstiftende Element nicht das Evangelium?
Emil: Das was uns mit Menschen anderer Religionen und anderer Weltanschauungen verbindet ist die Goldene Regel und die gibt es auch im Islam. Bei einem Gentreffen in Solingen habe ich auch einige muslimische Vertreter kennen gelernt und war fasziniert. Dass Menschen unterschiedlicher Religionen über Glauben, also eigentlich über das Trennende sprechen, war für mich neu.
Credo: Wie prägt dich diese Spiritualität der Einheit in deinem persönlichen Leben, deinem Alltag?
Emil: Nach den Treffen gehe ich immer mit neuer Energie in mein alltägliches Leben und auch zuhause erinnere ich mich gerne daran. Von spannenden Erfahrungen bei Sozialprojekten, über Themenimpulse wie „Im jetzt Leben” bis hin zu den darauffolgenden lebhaften und tiefen Gesprächen mit Genfreunden: Diese ganzen sehr positiven Erfahrungen helfen mir die Goldene Regel, das Evangelium und somit auch die Botschaft Jesu nicht nur in der Kirche zu hören, sondern auch in unserer modernen Gesellschaft zu leben.
Credo: Vielen Dank für das Gespräch.
Das klingt genau nach dir und du möchtest die Fokolar-Bewegung bzw. die Gen kennenlernen? Dann hast du bald die Gelegenheit dazu: Im Begegnungszentrum der Fokolare in Ottmaring findet am vom 19. Juli bis 21. Juli das Genfest statt. Weitere Infos und Anmeldung auf der Website der Fokolare.