Vor Ort · Firmvorbereitung Memmingen
In Verbindung bleiben – Firmvorbereitung während Corona
von Angela Föhr · 01.09.2020
Viel gemeinsame Zeit lag Ende Februar bereits hinter den 56 Jugendlichen und dem Firmkursbegleitteam 2019/20. Wir hatten ein sehr intensives gemeinsames Wochenende im Jugendhaus Waldmühle hinter uns, bei dem wir der spannenden Frage nach der eigenen Identität, der eigenen Vorstellung vom Leben und von Gott nachgegangen sind. Auch etliche Begegnungsnachmittage mit gemeinsamem Gottesdienstbesuch durften wir zusammen erleben und dann:
Dann kam Corona und der Lockdown!
Auf einmal war persönliche Begegnung untersagt, alle eingekastelt zu Hause in den eigenen vier Wänden. Dabei stand eine intensive Zeit der Vorbereitung ja noch aus: das Miterleben der Kar- und Ostertage und die letzten Wochen vor der Firmung im Mai. Auf einmal war alles anders. Man durfte sich nicht mehr treffen, sich nicht mehr begegnen. Wie also bitte in Gottes Namen in Verbindung bleiben? Einfach alles absagen? Sich hinter verschlossenen Türen verschanzen und warten bis jemand sagt: „Keine Angst, ihr könnt wieder rauskommen!“
Die Firmvorbereitung zu unterbrechen war für uns keine Option
Mir und unserer Gemeindeassistentin im Vorbereitungsdienst war klar: „Nein wir warten nicht bis jemand ruft, ihr könnt rauskommen.“ Wir wollten die Zeit nutzen, trotzdem irgendwie in Verbindung zu bleiben und den Jugendlichen zeigen, wir denken an Euch, es geht weiter, nur eben anders. So haben wir damit angefangen, zu den sieben Gaben des Heiligen Geistes, Erkenntnis, Stärke, Einsicht, Weisheit, Rat, Gottesfurcht und Frömmigkeit, kleine „Exerzitien im Alltag“ per E- Mail zu verschicken. Immer mit der Aufforderung: Suche dir einen ruhigen Ort, schaffe Atmosphäre, denke über die Impulse nach, bete für bestimmte Anliegen oder Menschen. Etliche der Impulse haben auch die aktuelle Situation aufgegriffen: Wo brauche ich gerade einen guten „Rat“? Wer kann momentan „Weisheit“ besonders brauchen oder was bedeutet eigentlich „Erkenntnis“?
Wie viele Jugendliche dieses Angebot wirklich genutzt haben kann ich nicht sagen, aber es kamen durchaus Rückmeldungen die zeigten, es kommt an. „Wir lesen zusammen die Beiträge von Ihnen und es ist immer ein gewisses „Runterkommen“, denn obwohl man jetzt zu Hause ist, hat man ja doch einiges zu tun: die Kinder, die Schulsachen, die Erwachsenen Homeoffice – eine ganz andere familiäre Herausforderung plus die Sorgen um die Gesundheit. Da tut es gut, sich kurz zusammen zu besinnen, inne zu halten und nachzudenken.“ schrieb mir zum Beispiel eine Firmmutter.
Impulse zum Besinnen, Innehalten und Nachdenken
Weitere Impulse gab es in der Karwoche, an Christi Himmelfahrt und zu Pfingsten. Außerdem haben wir ganz persönlich Kontakt aufgenommen und bei allen Familien unserer Firmbewerberinnen und Firmbewerber angerufen und mit ihnen gesprochen. Über den Anruf haben sie sich wirklich gefreut.
Also irgendwie passt diese Situation sehr gut zu Pfingsten finde ich. Die Jünger hatten sich nach dem Tod Jesus eingekastelt, ängstlich verschanzt. Man hat fast den Eindruck sie hätten sich in einen selbstgewählten „Lockdown“ versetzt. Ihnen fehlte der persönliche, echte Kontakt zu Jesus. Ihm in die Augen schauen, ihm zuhören, seine Wunder „live“ sehen, mit ihm unterwegs sein und Zeit verbringen, das hat doch alles ausgemacht und jetzt, auf einmal geht das nicht mehr.
Wie die Jünger an Pfingsten
Die Situation bleibt aber nicht ängstlich und verschanzt. Gott bleibt nicht im Verborgenen, sondern er macht sich bemerkbar, durch Wind, durch Feuer, durch das gegenseitige Verstehen der verschiedenen Sprachen. Er sendet den heiligen Geist, den Beistand, der durch Wände und Mauern geht, offen macht für Neues, der Grenzen aufhebt und die Angst vertreibt.
Ich persönlich fand diese Zeit spannend und es tat mir gut, etwas tun zu können. Ich glaube, die Zeit war gut genutzt und es ist ja eigentlich unser aller Auftrag als Getaufte und Gefirmte, diesen Gott, diese frohmachende Botschaft, diesen belebenden Geist Gottes in unserer Welt spürbar zu machen. Trotz und gerade in Krisenzeiten. Ich vertraue darauf, dass der Geist Gottes immer wieder Menschen und Wege finden wird, andere Menschen zu erreichen. Auch wenn diese sich nicht persönlich begegnen können.