Maria erinnert sich noch gut an diese Situation. Für die junge Mutter war das wie ein Wink mit dem Zaunpfahl, der direkt von Gott kam: „Schon ein Jahr zuvor wollte ich so etwas in meiner Pfarrei aufziehen. Ein geistliches Angebot mit den Schwerpunkten Lobpreis, Anbetung, freie Fürbitte und Schriftbetrachtung.“ Die Resonanz, die sie damals in der Pfarrei bekommen hatte, dürfte engagierten Gläubigen mit neuen Ideen bekannt vorkommen: Dankende Ablehnung und verständnisloses Kopfschütteln. Sowas freies? – Das gehe doch nicht!
Und dann kam Schwester Theresia mit ihrem Neulandkurs. Maria war damals eine von rund 80 Teilnehmern, die den Glaubenskurs in Amendingen besuchten. „Das Konzept enthielt genau diese Punkte, die mir so wichtig waren – und das mit kirchlicher Autorisierung“. Eine solche habe ihr bis dato gefehlt. „Durch den Neulandkurs habe ich aber gespürt, jetzt bin ich gesendet.“ Die Zeit war reif, den kühnen Plan von damals umzusetzen und die Leitung der neu gegründeten Gemeinschaft zu übernehmen. Inzwischen trifft sich die Gruppe wöchentlich zu Lobpreis, Anbetung, freiem Gebet und Bibelreflexion. Meistens sind es rund zehn Gläubige.
„Warum bin ich in der Gruppe? Weil Jesus da ist!“ (Sonja)
Neuland-Zelle. Was zunächst mal nach Biologieunterricht klingt, ist eine Möglichkeit der Neuevangelisierung, die in einer Pfarrei durchgeführt werden kann. Ausgangspunkt sind (Haus-)Gemeinschaften, in denen Freundschaften gelebt und in der regelmäßigen Betrachtung der heiligen Schrift sowie gemeinsamer Anbetung vor Gott vertieft werden. Ähnlich, wie damals bei den Jüngern Jesu, die sich in ihrer Lern- und Lebensgemeinschaft auf den Auftrag Jesu vorbereiteten: „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern und tauft sie“.
Nach dem „Jüngerprinzip“ funktioniert auch die Vernetzung der Neuland-Zelle mit anderen Pfarreimitgliedern. „Wir haben uns bewusst gegen eine flächendeckende Ankündigung, beispielsweise im Pfarrbrief, entschieden“, erklärt Maria. Die Erfahrung zeige, Mission klappt am besten durch den persönlichen Kontakt. „Wenn wir jemanden kennen, bei dem wir einen geistlichen Hunger oder den Bedarf nach intensiver Gebetserfahrung spüren, laden wir denjenigen zu unseren Treffen ein.“
„Im Glauben wachsen durch Gebet, Austausch und Loben. Es kommt auf die Gemeinschaft an. Durch sie kann mehr wachsen.“ (Franz)
Zu Beginn jeder Einheit steht eine Wochenrückschau mit Austausch über die Fragen: „Was hat Jesus in der vergangenen Woche für mich getan? – Was habe ich in der vergangenen Woche für Jesus getan? Wo war ich mutig? Wo habe ich Zeugnis gegeben?“ Dieser Phase schließt sich die Schriftbetrachtung an. Dazu stellt das Institut für Neuevangelisierung wöchentlich einen Impuls zu einer Bibelstelle zur Verfügung. „Die Impulse sind für die Gläubigen immer wieder ein Aha-Erlebnis, die daran erinnern, wie viel in der Bibel drinsteckt und was man dabei für sich rausholen kann“, sagt Maria. Als besonders fruchtbar beschreibt sie zudem die Anbetung, das Fürbittgebet und das Heilungsgebet am Ende des Treffens. „Wir durften hier schon ganz intensiv erleben, wie Gott uns auf Fürbitte hin beschenkt und Heilung stattfindet.“
„Ich schätze besonders das Gebet, das Heilungsgebet und die Fürbitte.“ (Christine)
Der missionarische Charakter der Neuland-Pfarrzellen erwachse aber schließlich aus der Anbetung. „Jünger sein bedeutet ja nicht nur, vor den Herrn zu kommen und zu beten, sondern aus der Anbetung heraus gespeist und ermutigt werden, seinen Geist nach draußen zu tragen.“ Gerade in den Phasen des Gebets merkt Maria, wie die Leute geistlich wachsen. „Als wir vor zwei Jahren starteten, hat sich kaum einer getraut, frei zu beten. Inzwischen ist das total selbstverständlich“, erzählt sie. Zu sehen, wie die Teilnehmer mit jedem Treffen zu immer mutigeren und mündigeren Christen werden, mache sie unglaublich dankbar.
Vor allem, weil Maria sich im September vergangenen Jahres aus familiären Gründen dazu entscheiden musste, die Leitung der Pfarrzellen abzugeben. „Ich konnte es zeitlich nicht mehr bewältigen und gleichzeitig wollte keiner, dass es jetzt einfach so aufhört“, fasst sie die Situation zusammen. Es musste ein System gefunden werden, wie es weitergehen kann. Und das wurde auch gefunden. Mittlerweile wechseln sich die Mitglieder wöchentlich mit der Vorbereitung der Treffen ab, sodass jeder einmal dran ist. Denn seit dem Start der Zelle hat sich in der Neuland-Zelle viel getan. Was damals völlig undenkbar war, ist heute ganz selbstverständlich. Jeder traut es sich zu, die Einheiten zu leiten. Mit dem Vertrauen im Herzen: „Er befähigt uns schon!“
Durch die Gemeinschaft bleibt man nicht allein mit seinen Sorgen. Wir können füreinander beten.“ (Anni)
Falls du dich für das Thema Neulandkurs bzw. Neuland-Pfarrzelle interessierst oder in deiner Pfarrei etwas Ähnliches starten möchtest, freuen sich die Kollegen vom Institut für Neuevangelisierung auf deine Anfrage.