Vor Ort · Ausgburgs liebster Feiertag

Einzigartiges Friedensfest

Aufgrund seiner geographischen Lage wird Augsburg gerne mit München „gleichgesetzt“ – außer, es geht um den einzigartigen Feiertag zum Friedensfest am 8. August. Der gesetzliche Feiertag ist auf die Stadtgrenze Augsburgs begrenzt und so mancher beneidet die Augsburger dafür. Aber wieso genau haben die Augsburger an diesem Tag frei? Und welche Bedeutung hat das Friedensfest für Augsburger Katholiken?

von Anna-Chiara Naujoks · 05.08.2022

Blick vom Perlachturm über das Augsburger Rathaus zur Basilika St. Ulrich und Afra
Blick vom Perlachturm über das Augsburger Rathaus zur Basilika St. Ulrich und Afra. Bild: stock.adobe.com/macrossphoto

Kurzer Faktencheck: Auslöser für das Friedensfest war der Westfälische Frieden von 1648. Mit ihm endete die Unterdrückung der Protestanten, die im Dreißigjährigen Krieg vorherrschte. Damit hatte die evangelische Bevölkerung der Freien Reichsstadt Augsburg die volle Religionsfreiheit zurück und feierte das am 8. August 1650 mit dem ersten Hohen Friedensfest.

Seitdem wird das Friedensfest jährlich begangen und im Jahr 1950 bekam es den Status eines gesetzlichen Feiertags – innerhalb des Augsburger Stadtgebiets. Gleichzeitig wurde Augsburg die Stadt mit den meisten Feiertagen in Deutschland. Seit Dezember 2018 ist das Hohe Friedensfest Teil des bundesweiten Verzeichnisses des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO.

Der Weg zum Frieden

Doch warum wird dieses Friedensfest nur in Augsburg gefeiert? Im Jahr 1518 kam Martin Luther nach Augsburg und Kardinal Cajetan versuchte erfolglos, den Widerruf der von Luther aufgestellten 95 Ablass-Thesen zu erwirken. 12 Jahre später wurde die Confessio Augustana veröffentlicht, die erste offizielle Schrift zur Wittenberger Reformation. Mit ihr wurde um die Akzeptanz des Kaisers geworben, mit dem Ziel, das kirchliche Leben der Confessio entsprechend anzupassen. Dieses Ziel erreichte die Confessio Augustana zwar nicht, dafür wurde sie die Lehrgrundlage des Protestantismus im Heiligen Römischen Reich.

Auch in Augsburg erhielt sie durch die Reformation eine Mehrheit und so wurde im Augsburger Religionsfrieden 1555 festgelegt, dass evangelische und katholische Gläubige gleichgestellt sind. Darauf folgte bis 1618 eine der längsten Friedensperioden im Reich. Letztlich verhinderte der Augsburger Religionsfrieden jedoch nicht den Dreißigjährigen Krieg, in dessen Rahmen am 8. August 1629 den Protestanten die Ausübung ihres Glaubens untersagt worden war. Erst 1648 gab der Westfälische Frieden protestantischen Gläubigen die Religionsfreiheit zurück und stellte sie römisch-katholischen Gläubigen gleich.

Eine Folge der Gleichstellung beider Glaubensrichtungen war die Parität. Das bedeutete, dass sämtliche Stadtämter doppelt besetzt waren – von einem evangelischen und einem katholischen Beamten. Das war bereits während des Augsburger Religionsfriedens der Fall und wurde mit dem Westfälischen Frieden wieder eingeführt.

Friedensfest für alle

Seit 1984 beteiligt sich die katholische Kirche offiziell an den Feierlichkeiten zum Augsburger Friedensfest. Hier kann ein Zusammenhang zur ökumenischen Bewegung gesehen werden. Diese nahm in Deutschland in der Nachkriegszeit durch konfessionelle Jugendorganisationen an Fahrt auf. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) benannte die Wiederherstellung der Einheit aller Christen als eine Hauptaufgabe.

Mittlerweile will das Augsburger Friedensfest nicht nur zwischen den beiden christlichen Konfessionen Brücken schlagen. Die Stadt Augsburg leitet aus ihrer Geschichte einen Auftrag als Friedensstadt ab. So wird das Friedensfest heute mit einem mehrwöchigen Kulturprogramm begangen, das interreligiös und interkulturell ausgerichtet ist: Niemand soll aufgrund seiner Religion oder Herkunft ausgeschlossen werden. Frieden ist ein umfassendes Konzept für alle. Entsprechend steht das Augsburger Friedensfest 2022 unter dem Motto ZUSAMMENHALT.

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