Vor Ort · In Ausbildung zur Heiligkeit

Easy to learn, hard to master

Priesterseminarist Joseph Weber ist großer Fan von „Star Wars“ und „Herr der Ringe“ und wirft gerne mit Filmzitaten um sich. Ob dem 26-Jährigen auch zum Thema „Heiligkeit“ ein passendes Zitat von Gandalf oder Luke Skywalker einfällt, erfährst du in den „3 Fragen an …“

von Joseph Weber · 03.02.2025

Junger europäischer Mann mit kurz blonden Haaren, Bart, schwarzer rechteckiger Brille in schwarzem T-Shirt und silberner Kreuzkette vor schöner Aussicht mit Bergen und See
Joseph Weber. Foto: privat

Credo: Wer oder was ist dir heilig? Was macht Heiligkeit für dich aus?

Spontan aus dem Bauchgefühl heraus hätte ich jetzt gesagt, dass meine Familie und meine Freizeit mir heilig sind. Wenn ich jedoch Heiligkeit genauer beschreiben soll, stoße ich recht schnell an meine Grenzen.

Ein Versuch: Mit Heiligkeit verbinde ich etwas, was nicht von dieser Welt stammt, etwas unfassbar Wertvolles, etwas Gutes und unglaublich Wichtiges. Kurzum: Etwas Göttliches. Somit ist für mich Gott selbst heilig, alles, was direkt mit Gott in Berührung steht oder von Gott kommt.

Daher ist für mich meine Familie etwas Heiliges. Denn Jesus kam in diese Welt durch seine Familie mit Maria und Josef, und hat die Familie dadurch zu etwas gemacht, womit sich Gott ganz nah verbunden hat. Außerdem sind wir ja Teil von Gottes Familie, denn Jesus hat uns Kinder Gottes genannt. So gesehen ist auch Freundschaft für mich etwas Heiliges, denn Jesus hat uns auch als seine Freunde bezeichnet.

Credo: Wie wirkt sich dein Glaube, dass es Heiliges und Heilige gibt, auf deinen Lebensstil aus?

Mein Glaube daran hilft mir, die Welt mit einem wertschätzenden Blick zu betrachten. Denn trotz all der Missstände, des Elends und Leids, glaube ich, dass Gott nicht weit weg ist, sondern mitten in unserer Welt präsent ist. Das gibt mir Hoffnung und Mut für jeden neuen Tag und hilft mir auch im Umgang mit meinen Mitmenschen. Denn Gott sieht in jedem einen potenziellen Heiligen.

Ich glaube auch, dass Gott in den heiligen Sakramenten der katholischen Kirche uns ein unglaublich wertvolles Geschenk gemacht hat, das uns hilft, ein gelingendes Leben zu führen. Besonders das Sakrament der Eucharistie finde ich so genial. Denn auch wenn ich mich selbst nicht als heilig bezeichnen kann, so wird doch Jesus buchstäblich ein Teil von mir und ich von ihm, wenn ich die gewandelte Hostie kommuniziere. Ich erhalte kurz Anteil an seiner Göttlichkeit und dadurch hilft er mir Schritt für Schritt auf meinem Weg zur Heiligkeit.

Ich mache quasi eine „Ausbildung zur Heiligkeit“ und bin momentan Azubi im 26 Lehrjahr. Letztlich würde ich sagen, Heiligkeit ist „easy to learn, hard to master“. Denn ich denke, Heiligkeit kann erst im Augenblick unseres Todes vollkommen werden, doch sie beginnt bereits mit einem gutmütigen Lächeln und einem offenen Ohr.

Papst Franziskus sagt, wir alle sind berufen zur Heiligkeit. Wo in deinem Umfeld nimmst du schon Spuren von Heiligkeit wahr?

Konkret sehe ich das bei meinen Mitmenschen. Sei es, wenn sie in Geduld und Gutmütigkeit ihre Krankheit und ihr Leiden Gott anvertrauen und sich im Gebet getragen wissen oder wenn sie mir in schweren Situationen Hoffnung und Trost spenden. Es ist auch immer wieder bewegend, Glaubenszeugnisse anderer zu hören, die Gottes heilsames Wirken in ihrem Leben bereits einmal erfahren haben.

Heiligkeit sehe ich auch in der wohlwollenden Gemeinschaft mit meiner Familie, meinen Freunden und Mitbrüdern. Wenn ein aufrichtiges Interesse am anderen herrscht und über Fehler hinweggesehen oder gelacht werden kann.

Das folgende Filmzitat fasst das meiner Meinung nach gut zusammen: „Ich finde, es sind die kleinen Dinge. Alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten. Einfache Taten aus Güte und Liebe.“ (Gandalf in „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“)