Samuel Hartl im Gespräch mit Samuel Bittner.
Vor Ort · Gespräch mit Samuel Hartl
Die Firmung, der Heilige Geist und Pfingsten in Augsburg
von Samuel Bittner · 10.05.2024
Credo: Wo genau bist du denn in der christlichen Jugendarbeit aktiv? Was ist dein Herz dahinter und wieviel Zeit nimmt das neben deinem Studium in Anspruch?
Samuel: Ich bin einmal aktiv bei G4C (Generation for Christ). Das ist eine ökumenische, charismatische Jugendgruppe, die sich in Biburg, im Haus der Gemeinschaft Koinonia, wöchentlich trifft und wo wir einfach gemeinsam Lobpreis machen, Inputs hören und Gemeinschaft leben. Mein Herz dahinter ist, dass ich mir wünsche, dass junge Leute im Glauben wachsen und Jesus kennenlernen als einen Gott, der real und lebendig ist. Das durfte ich in dieser Jugendgruppe und anderen solchen Jugendprogrammen auch schon erleben. Diesen Schatz möchte ich sehr gerne weitergeben.
Credo: Du hast durch deine Eltern den Glauben von Anfang an kennengelernt. Du hast auch erlebt, wie die MEHR-Konferenz und das Gebetshaus Jahr für Jahr gewachsen sind. Das heißt aber nicht automatisch, dass du in die gleiche Spur gehst. Gab es eine Zeit, wo du die Begeisterung für den Glauben gar nicht richtig teilen konntest? Musstest du da erst deinen eigenen Weg finden?
Samuel: Ich bin mit dem christlichen Glauben aufgewachsen. Aber ich glaube, gerade so in meinen Teeniejahren wusste ich vielleicht Sachen im Kopf, wie z.B „Jesus liebt mich”, doch es brauchte noch diesen Moment, wo es auch für mich real und spürbar wurde und ich das, was meine Eltern mir mitgegeben haben, zu meinem persönlichen Glaubensgut machen konnte. Ich hatte eigentlich schon länger diesen Wunsch, dass der Glaube in meinem Leben wirklich real wird. Entscheidend war dabei für mich meine Jüngerschaftsschule. Aber auch Corona, weil ich plötzlich viel mehr Zeit zu Hause verbrachte und mich nach und nach entschieden habe diese freie Zeit zu nutzen und das Gebet stärker in meinen Alltag zu integrieren. Für mich war es sehr wichtig diesen persönlichen Weg mit Gott zu gehen. Ich glaube auch, dass es nicht austauschbar für irgendjemanden ist, nicht diesen persönlichen Weg von Jesus kennenzulernen. Essenziell für diesen Weg ist dabei für mich die Treue im Gebet und das Dranbleiben, auch wenn es gerade hart ist.
Credo: Jetzt gehen wir als Kirche auf Pfingsten zu. Was feiern wir Christen an Pfingsten und was hat der Heilige Geist für eine Bedeutung?
Samuel: Ich würde sagen, wir feiern an Pfingsten zwei Sachen: Einmal, dass aus einer immer noch recht verschreckten, eingeschüchterten Schar von Fischern und Handwerkern, irgendwo aus Galiläa und Umgebung, plötzlich eine Truppe von komplett furchtlosen, den Tod in keiner Weise fürchtenden Verkündigern, Aposteln und Märtyrern geworden ist, die losziehen und die Botschaft von Jesus Christus in alle Welt tragen. Auf der anderen Seite feiern wir, dass diese Kraft, der Heilige Geist, die dritte Person der Dreifaltigkeit, zu uns gekommen ist und nicht nur damals diese Veränderung hin zu Furchtlosigkeit und Freude bewirkt, sondern auch heute noch Beistand ist. Er geht mit uns durch die Zeiten, die schwierig sind und gibt uns vor allem das Potenzial und die Kraft dazu, Dinge zu verändern für das Königreich Jesu.
Credo: Wir haben in der katholischen Kirche ein besonderes Sakrament, wo die Gefirmten den Heiligen Geist empfangen: die Firmung. Wie hast du persönlich deine Firmung erlebt?
Samuel: Alles in allem, würde ich sagen, war meine Firmung eher unspektakulär. Es war eine schöne Feier und ein wunderbarer Tag. In meinen Augen ist die Unterscheidung von Wirksamkeit und Gültigkeit wichtig. Das Sakrament wurde gespendet und das gilt. Aber ob ich den Heiligen Geist tatsächlich in mein Herz lasse und ihn erlebe steht auf einem anderen Blatt. Ich würde sagen, dass ich mit der Zeit erfahren durfte, wie Jesus mich Stück für Stück hineingenommen hat, den Heiligen Geist in meinem Leben wirken zu lassen. Mir hilft es zu wissen, dass der Heilige Geist durch die Firmung gültig in mir wohnt, er mir aber auch helfen möchte ihm nach und nach in meinem Leben Raum zu geben.
Credo: Was würdest du aus deiner heutigen Perspektive Jugendlichen sagen, die auf die Firmung zugehen und große Zweifel haben, ob sie diesen Schritt gehen sollen?
Samuel: Ich glaube, was man sich vor Augen halten muss, ist, dass die Firmung tatsächlich eine bewusste Entscheidung ist. Das gerät heutzutage etwas in Vergessenheit und die Firmung wird zu einem weiteren Eintrag in das Familienbuch. Aber Firmung bedeutet: ich stelle mich wirklich zum Königreich Jesu, ich stelle mich wirklich zu Jesus. Dabei kann ich jeden Jugendlichen auch nur dazu ermutigen Jesus zu vertrauen, selbst wenn es erstmal schwer fühlbar ist. Es gibt leider diese Zeiten, wo es sich noch schwer anfühlt und man noch nicht in dieser Stimmung ist „alles ist so super, weil Jesus immer bei mir ist“. Da ist es besonders relevant, dass wir glauben, ohne zu sehen. Ich glaube, dass Jesus solche Treue honoriert und darauf antwortet. Ich würde jedem raten, zu prüfen, ob die Firmung gerade dran ist, aber dann diesen Schritt auch im Bewusstsein zu gehen, dass der Heilige Geist tatsächlich auf dich kommt, ob du das spürst oder nicht und damit in dich eine Würde und Kraft gelegt wird, die du vielleicht erst nach und nach entdeckst, aber die tatsächlich real ist.
Credo: Jetzt wirst du dieses Jahr auch beim Fest der Jugend in Augsburg sprechen. Nimm uns doch mal mit hinein. Was genau ist dein Thema? Was möchtest du den Jugendlichen gerne weitergeben?
Samuel: Es ist ein Thema, das mich schon länger sehr begeistert und sehr fasziniert. Meine Jugendlichen aus der Jugendgruppe können davon ein Lied singen. Der Heilige Geist führt uns in ein Maß von Freiheit, Freude und Wirkkraft im Reich Gottes, dass alle Vorstellungen sprengt! Und ich werde genau darüber reden, welche Freude und Freiheit der Heilige Geist in uns freisetzen will. Ich glaube, der Heilige Geist ist die Kraft in uns, die Person Gottes, die das zum Wirken bringt, was wir an Identität, an Freiheit und an Gnade durch Jesus erwirkt bekommen haben. Ich möchte die Jugendlichen einladen auf einen Weg hinein in diese Freiheit und in diese Freude.