Vor Ort · Berufsorientierung
Career Kickstart mit Magister Theologiae
von Raphael Schadt · 20.02.2023
Credo: Lohnt es sich Theologie zu studieren, um als Lobpreis-Musiker viel Geld zu verdienen?
Markus Fackler: (Lacht) Definitiv nein. Man kann auch nicht behaupten, dass man als Musiker viel Geld verdient. Aber ich würde Theologie auch nicht studieren, um Musiker zu werden. Ich habe Theologie studiert, weil es mich interessiert hat und ich meinen Glauben vertiefen wollte. Ich hatte keinen konkreten Berufswunsch dahinter.
Credo: Nachdem du jetzt nicht mehr Student bist, womit verdienst du dein Geld?
Markus: Ich bin seit einem Jahr bei einer Unternehmensberatung. Wir unterstützen große Unternehmen, beraten Vorstände und entwickeln Strategien für Transformationsprojekte bis hin zu Sachbearbeitungsprozessoptimierung.
Credo: Und dazu brauchen die natürlich einen Theologen.
Markus: Unbedingt! (Lacht). Unternehmensberatung ist ein sehr buntes Feld. Der Großteil meiner Kollegen kommt aus dem naturwissenschaftlichen Bereich, meist Physiker. Aber bei uns arbeitet auch jemanden, der Niederlandistik studiert hat. Die Skills, die man vor allem braucht, sind, sich Probleme und Herausforderungen zu strukturieren, um sie logisch durchdringen und mit gesundem Menschenverstand lösen zu können. Und ich würde mal behaupten, das ist etwas, das man im Theologiestudium definitiv lernt. Vielleicht eher auf abstrakter Ebene, aber da gibt es witzigerweise Parallelen. Das ist dem, was wir in der Unternehmensberatung machen gar nicht so fremd.
Credo: Hattest du diesen Weg während des Theologiestudiums schon im Blick?
Markus: Ja, ich war natürlich während des Studiums nicht völlig blind und habe mich gefragt, was ich mit diesem Studium einmal machen kann. Der klassische Weg wäre gewesen, einmal im kirchlichen Dienst zu arbeiten. Aber mich hat es schon gereizt, etwas ganz anderes zu sehen. Und Unternehmensberatung ist einer der wenigen Bereiche, in den man als Theologe und Geisteswissenschaftler recht unvoreingenommen hineinkommt. Du brauchst also erst einmal keine besonderen Zusatzqualifikationen, sondern es ist ein Job, in dem viel über Learning by Doing möglich ist.
Credo: Wie bist du an diesen Job gekommen? Hast du dich dort einfach beworben?
Markus: Zu der Beratungsfirma, bei der ich jetzt bin, kam ich über einen Freund. Aber ich musste selbstverständlich einen Standard-Bewerbungsprozess durchlaufen.
Credo: Widerspricht sich das nicht, Theologie zu studieren und dann in einer Branche zu arbeiten, in der Arbeitsplätze „wegrationalisiert” werden?
Markus: Zum einen bin ich in keiner Restrukturierungsberatung, solche Projekte betreuen wir nicht. Aber ich glaube, es ist am Ende auch ein hohes Gut, wirtschaftlich einen Mehrwert zu schaffen. Zu restrukturieren und „Leuten ihre Arbeitsplätze zu nehmen“ nur um des Nehmens willen ist Schwachsinn. Aber um die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens zu erhalten und daher zu restrukturieren, halte ich für notwendig, weil am Erfolg eines Unternehmens noch viel mehr Arbeitsplätze hängen, als einige wenige, die im Zweifelsfall wegfallen.
Credo: Engagierte Christen arbeiten häufig in kirchlichen oder caritativen Berufen. Findest du, es sollten mehr in die freie Wirtschaft gehen?
Markus: Auf jeden Fall, ja! Man muss schon sehen, die Wirtschaft ist der Bereich in dem Menschen sind, die wahrscheinlich großteils nicht vom Evangelium erreicht werden. Die haben einfach keine Berührungspunkte mit der Kirche. Gerade da ist es wichtig, dass Berührungspunkte geschaffen werden, durch Christen, die in die Wirtschaft gehen und dort Zeugnis sind.