Der Neujahrstag lädt ein, in die Zukunft zu blicken. Was werde ich wohl in diesem Jahr erleben? Am 1.1.2020 schaute ich dabei recht entspannt auf die vor mir liegenden 366 Tage. Wahrscheinlich wird es sich nicht so sehr vom vergangenen Jahr unterscheiden, dachte ich mir. Und dann kam durch die Corona-Pandemie alles anders. Fast drei Jahre später müssen wir mit weiteren Realitäten umgehen lernen, die so weit weg schienen. Plötzlich herrscht auf europäischem Boden wieder Krieg.
Wer hilft bei der Orientierungssuche?
Kein Wunder also, dass junge Menschen verunsicherter in die Zukunft blicken. Laut der Jugendstudie „Junges Europa 2022“ der TUI-Stiftung stieg die pessimistische Einstellung der 16- bis 26-jährigen Deutschen in Bezug auf die persönliche Situation von 29 Prozent im Jahr 2017 auf den Rekordwert von 35 Prozent.Wenn vieles in Wanken kommt, stellt sich die Frage nach einem sicheren Fundament und verlässlichen Fixpunkten, die mir die richtige Richtung zeigen, wieder ganz neu und drängend.
Die Auswahl an Orientierungsgebern scheint dabei unbegrenzt. Speaker füllen mit ihren Programmen ganze Hallen, Podcasts zu Persönlichkeitsentwicklung sprießen wie Pilze aus dem Boden und Coaches für alle Lebenslagen sind über Monate im Voraus ausgebucht. Wie aber kann ich aus diesem Überangebot das herausziehen, was mir wirklich hilft? Und welches Interesse verfolgt mein Gegenüber? Will dieser selbstlos helfen, Geld mit mir verdienen oder mich gar von ihm abhängig machen? Brauche ich also bereits Orientierungshilfe bei der Orientierungssuche?
Wie würde Jesus entscheiden?
Als Christen glauben wir, dass Gott sowohl Kompass als auch Ziel unseres Lebens ist. Jesus spricht ja über sich selbst: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Es geht also um eine Ausrichtung auf ihn. Was würde er an meiner Stelle sagen, tun oder entscheiden? Quelle Nummer eins dazu ist selbstverständlich die Bibel. Hier lesen wir wie Jesus mit kniffligen Situationen, schwer zu beantwortenden Fragen und Menschen mit unterschiedlichsten Intentionen umgegangen ist.
Eine eindeutige Herangehensweise Jesu kristallisiert sich nicht heraus. Mit den einen Gesprächspartnern hat er großes Mitgefühl und zeigt sich ihnen barmherzig (vgl. Joh 8,11). Andere müssen harsche Kritik einstecken (vgl. Mt 23,13-26). Während er manche ganz konkret anspricht (vgl. Lk 19,5), müssen andere zu ihm kommen (vgl. Joh 3,1f.). Auf der einen Seite betont er die Wichtigkeit des Gesetzes, an dem kein Buchstabe verändert werden darf (vgl. Mt 5,18), auf der anderen Seite deutet er die Überlieferungen der Alten neu oder lehnt diese sogar ab (vgl. Mk 10,2-9). Ein reines „copy and paste“ funktioniert also nicht.
Wir müssen tiefer schürfen. Alle unterschiedlichen Vorgehensweisen gründen nämlich in der einen Überzeugung Jesu, dass genau zwei Schätze geschützt, gepflegt und verbreitet werden müssen: Liebe und Leben. Auf die Frage nach dem wichtigsten Gebot antwortet er mit der Gottes- und der Nächstenliebe (vgl. Mk 12,28-31). Allen, die das Leben anderer kleinmachen, rauben oder schwermachen wollen, gibt er eine klare Absage (vgl. Mt 18,6-11). Folglich muss die entscheidende Frage bei aller Orientierungssuche sein: Was schenkt mir, aber auch meinen Mitmenschen und Gottes Schöpfung, langfristig mehr Leben und Liebe?
Orientierung im Gebet – und im christlichen Orientierungsjahr „UP“
Manchmal kann die Frage schnell beantwortet werden. In den meisten Fällen aber gibt es keine eindeutige Lösung. Es wird sogar zu Dilemmasituationen kommen, in denen zwischen zwei guten Dingen abgewogen werden muss, auf welcher Seite mehr Heil zu finden ist. Dazu braucht es viel Zeit, einen großen Weitblick, reichlich Informationen und die innere Ruhe, um sich alldem zu stellen. Der heilige Ignatius von Loyola rät darum, Entscheidungen nicht aus der Unrast zu treffen. Vielmehr sollen wir sie mit ins Gebet nehmen und von verschiedenen Seiten betrachten. Vielleicht ist unsere Zeit genau darum oft so orientierungslos, weil uns diese Ruhe abhandengekommen ist.
Das Bistum Augsburg möchte jungen Erwachsenen genau dafür Raum schaffen. Im Oktober 2023 startet das christliche Orientierungsjahr UP – Werde, der DU bist. Menschen im Alter von 18 bis 26 Jahren sind eingeladen, neun Monate lang in einer WG inmitten der Augsburger Altstadt zu leben. Dort sollen sie Zeit und Raum finden, um zu entdecken, welchen Plan Gott für sie bereithält und mit welchen Stärken und Fähigkeiten ausgestattet sie das weitere Leben anpacken können. Auf diesem Abenteuer darf ich sie als Leiter des UPs – gemeinsam mit meinen beiden Referenten Veronika Halemba und Tobias Riegger – unterstützen: mit Coachings, Praktika und Sozialprojekten ebenso wie mit wertvollen Zeiten der Stille, des Gebets und der Gemeinschaft.
Das ist genau das, was du gerade brauchst? Dann bewirb dich doch einfach 😉