Die Feste des Kirchenjahres sind für mich immer auch die Einladung, mein Leben, meine Beziehung zu Jesus und auch meinen Auftrag zu betrachten. Und das im Zusammenhang mit dem Leben Jesu und meiner persönlichen Nachfolge. Dazu bietet jede Zeit und jedes Fest im Kirchenjahr eine besondere Perspektive. Diese kann man nutzen, um sich in die eigene Sendung hinein zu verändern.
Am Fest „Verklärung des Herrn“ (6. August) führt uns das Festtagsevangelium mit Jesus und seinen Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes auf den Berg.
Die Jünger, die Jesus ja sehr gut kennen durch die lange Zeit, die sie bereits gemeinsam unterwegs sind, erleben jetzt etwas sehr Erhebendes aber auch Irritierendes und Verstörendes: „Und er wurde vor ihnen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, es erschienen ihnen Mose und Elíja und redeten mit Jesus“ (Mt 17,2-3). Die Jünger sehen Jesus im Gespräch mit zwei großen Gestalten des Alten Testamentes. Doch damit nicht genug: „… und siehe, eine Stimme erscholl aus der Wolke: Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe; auf ihn sollt ihr hören“ (Mt 17,5).
Verklärung – Basis des Verstehens
In diesem Ereignis erkennen die Jünger Jesus als einen, dessen Wesen und dessen „Connections“ sich nicht auf diese Welt beschränken, sondern in den göttlichen Bereich hineinreichen. Die Stimme Gottes bestätigt noch mehr: Diese besondere Verbindung Jesu hat ihren Ursprung in der engstmöglichen Verbindung mit Gott selbst. Jesus ist der geliebte Sohn, der in die Welt gekommen ist, damit wir auf ihn hören!
Die Jünger nehmen Jesus auf eine neue Weise wahr, die sie zunächst nicht begreifen und die sie wohl noch sehr lange nicht einordnen können. Den weiteren Weg Jesu – durch das Leiden und den Tod zur Auferstehung – werden sie nach ihren Möglichkeiten zu begleiten versuchen. Und das auch über das eigene Versagen und Scheitern hinaus! Verstehen werden sie seinen Weg und seine Botschaft erst im Rückblick. Dann aber werden die bisher unverstandenen Erlebnisse und Erfahrungen Basis des Verstehens werden. Sie werden auch Basis ihrer Sendung, die Botschaft vom Reich an die Völker und Generationen weiter zu geben.
Auch wer Jesus schon gut und gründlich kennengelernt hat, kann sich auf dem Weg mit ihm nie sicher sein, daß ihm Jesus nicht doch immer wieder auf neue und bislang fremde Weise erscheint. Immer wieder kann er sich uns auf neue und andere Art als der HERR zu erkennen geben, dem wir auch da folgen sollen, wo unser Verständnis der Selbstoffenbarung seiner Wahrheit hinterherhinkt.
Erkenntnis und Verwandlung
Nachfolge Jesu bedarf des freundschaftlichen Vertrauens und der Bereitschaft, sich auf einem Weg des Abenteuers immer neu von Jesus überraschen zu lassen. Sie bedarf der Bereitschaft, Jesus, sich selbst und die Welt immer überraschend besser zu verstehen. Dabei verwandeln und verändern wir uns immer mehr in den Weg unserer Sendung und unseres Auftrages hinein. Wir dürfen darauf vertrauen, daß Gott uns auch durch das Ungewohnte, Fremde und Irritierende helfen kann. Wir dürfen vertrauen, daß er uns allmählich in die Erkenntnis seines Wesens und seines Willens für unser Leben hineinhilft. Gerade dabei lässt er uns reifen für die uns bereiteten Aufgaben. Die Freude, Gott besser kennenzulernen, führt über die immer schmerzliche Einsicht, ihn und seinen Willen noch nicht völlig verstanden zu haben.
Die Pfarrkirche „Verklärung Christi“ in Oy ziert eine Darstellung des verklärten Herrn über einem Arrangement unterschiedlich gestalteter silberner und goldener Kacheln. Sie beziehen sich in ihrer Zahlensymbolik auf die Thronsaal-Vision aus der Offenbarung (Offb 4). Jesus richtet einen gütigen und geduldigen Blick auf uns, die wir manchmal von ihm und von der Wirklichkeit Gottes in unserem Leben überfordert sind. Er ermutigt uns, ihm zu vertrauen und uns immer weiter auf ihn einzulassen. In ihm haben wir mitten in unserem Leben schon Anteil an der Herrlichkeit.