Und genau so war es bei mir mit der ewigen Stadt. Und jetzt sitze ich tatsächlich hier in Rom, in meinem Zimmer, schau aus dem Fenster und überlege, inwiefern ich meine Sehnsucht dieser Stadt gegenüber aufs Papier bringen kann.
Ich starte diese Thematik mal kurz eher trocken und versuche die Grundidee dieses Wortes „Sehnsucht“ zu verstehen. Also lasst uns dieses Wort mal auseinanderziehen: Sehnsucht. Sehn und Sucht.
Sehn. Das könnte zum einen ein bayrischer Verschnitt von „sehen“ sein oder zum anderen vom Wort „sehnen“ abstammen. Beide würden von ihrer Bedeutung her in meinen Augen passen.
Dann haben wir Sucht: Eine erste Möglichkeit wäre es, es wörtlich zu nehmen, also im Sinne einer gewissen Abhängigkeit. Auf der anderen Seite könnten wir den Ursprung des Wortes im Verb „suchen“ finden.
Wenn ich nun versuche, das alles zusammenzupacken, kommt dann so etwas raus wie: „Ich sehne mich nach etwas, deshalb suche ich es und sobald ich es ein wenig sehen kann, ist die Gefahr nicht gering, auch süchtig danach zu werden.“ Vielleicht etwas komplex, aber so würde ich Sehnsucht definieren.
Vielleicht habe ich deine Sehnsucht zu Beginn schon mitaufgelistet. Wenn nicht, nimm dir kurz einen Moment und überlege, nach was sich dein Herz sehnt.
Meine persönlich größte Sehnsucht ist Gott selbst. Ich sehne mich danach, bei Gott zu sein, ihn immer besser kennenzulernen, mit ihm meinen Weg zu gehen und in seinem Namen in dieser Welt zu wirken. Denn er hat mich geschaffen und ich weiß theoretisch, dass er mich unfassbar und über alles liebt, doch muss ich diese Liebe auch in mein Herz lassen und ihm offen entgegengehen. Da stellt sich mir die Frage, wie ich das am besten anstellen könnte. Dinge, die man oft liest oder hört, sind: in der Bibel lesen, Schriften der Kirchenväter studieren, beten. Ich kann aber auch im Gottesdienst die heilig Kommunion empfangen – was nebenbei bemerkt so unfassbar cool ist, denn wie viel näher kann man Gott kommen, als ihn in sich aufzunehmen?
Eine andere Sache, die ich immer wieder vergesse und die ich mir oft in Erinnerung rufen muss, ist, dass Gott in jedem einzelnen von uns präsent ist. Somit kann ich Gott begegnen, indem ich Menschen begegne und mich mit ihnen unterhalte. Das klingt nicht nur einfach – es ist auch einfach.
Genau das ist es, was ich hier in Rom mache. Ich versuche die Bindung an Jesus, meinen Gott, zu festigen, im Glauben zu wachsen und die Beziehung zu Gott immer tiefer werden zu lassen. Und all das unter anderem, indem ich mich mit den verschiedensten Personen austausche.
Aber warum jetzt genau in Rom? Naja, das kann ich leider gar nicht so genau sagen. Das einzige was ich weiß, ist, dass, seitdem ich zum ersten Mal in Rom war (das war 2014), wusste, dass ich eines Tages hier einen Teil meines Theologiestudiums absolvieren möchte. Ich habe immer wieder überlegt, ob es für mich nicht ein anderer Ort sein könnte – einer, der vielleicht nicht so sehr in das Klischee passt, aber es hat mit keinem anderen so gefunkt wie mit Rom. Nun bin ich also tatsächlich hier, und auch wenn es jetzt schon mehr als drei Monate sind, fühlt es sich teilweise immer noch an wie ein Traum.
Ich versuche jeden Tag zu nutzen und ich bin so unglaublich dankbar, dass mein Traum mir trotz der Pandemie die Tür in die ewige Stadt aufgemacht hat und es mir so möglich macht, meiner Sehnsucht weiter nachzujagen und hoffentlich näher an Gott zu kommen.