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Thema · Frag den Bischof mit Weihbischof Florian Wörner
von Raphael Schadt · 14.02.2025
Weihbischof Florian Wörner: Ich bin ständig dran, mich zu optimieren. Das Wichtigste ist mir, dass ich eine intensivere Beziehung zu Gott bekomme: mehr Vertrauen, mehr Hoffnung. Mit meinen Mitmenschen gut zurecht zu kommen, sie gern zu haben. Auch jene anzunehmen, mit denen man es vielleicht nicht so gut kann. Da wünsche ich mir, noch besser zu werden.
Wörner: Ich weiss von keiner offiziellen Verlautbarung dazu und habe auch keine gefunden. Für mich wären die Fragen, ist eine OP notwendig? Passt am Ende das Ergebnis? Erreicht man das, was man sich wünscht oder bereut man sie Jahre später vielleicht? Denn jede OP ist ein Eingriff in den Körper, risikobehaftet und irreversibel.
Die Kirche rät davon ab, einen Körperkult zu betreibt. Neben der körperlichen, äußeren Schönheit ist ja mindestens ebenso wichtig, was man von innen her ausstrahlt. So manche haben durchaus Falten im Gesicht, strahlen aber eine innere Schönheit und Würde aus und sind sehr sympathisch. Dahin zu schauen fände ich wichtiger.
Wörner: Ob eine Schönheitsoperation da hilft? Mir scheint, danach zu fragen, wie man seine Einstellung zu sich selbst verändern kann, wäre leichter und gesünder als chirurgische Eingriffe vorzunehmen. Sich bewusst zu machen: Ich bin von Gott geliebt, so wie ich bin. Und wenn Gott mich schön findet, kann ich darin wachsen, schön zu finden, was ich sehe, wenn ich in den Spiegel schaue.
Wörner: Ob man sich gefällt, hängt oft mit Lebensphasen zusammen: Es gibt Phasen, in denen man sich weniger toll findet und andere, in denen man ganz zufrieden ist. Auf den ersten Seiten der Bibel steht: Als Gott den Menschen erschuf, fand er das sehr gut. Note eins! Besonders, wenn man ihn nicht nur äußerlich sondern im Gesamt betrachtet. Jeder Mensch ist von Gott geliebt und ich wünsche jedem, das glauben und annehmen zu können. Dazu hilft es, sich mit Menschen zu umgeben, die einem Gutes wollen, die einen lieben. Dann kann man seine Einstellung zu sich selbst auch verbessern.
Wörner: Unabhängig von diesen konkreten Beispielen, ist der Fortschritt etwas Gutes. Wenn Menschen neue Entdeckungen machen, die helfen, Krankheiten besser zu verstehen und zu heilen, dann ist das nur zu begrüßen. Die Kirche begrüßt es und unterstützt das auch.
Du hast das Thema Abtreibung angesprochen. „Du sollst nicht töten”, heißt es im fünften Gebot und „die Würde des Menschen ist unantastbar” im ersten Artikel unseres Grundgesetzes. Auch Kinder im Mutterleib sind Menschen und haben ihre volle Würde. Daher ist in meinen Augen Abtreibung sowohl vom Glauben als auch von den Menschenrechten her unmöglich. Jeder technische Fortschritt hat ethische Grenzen.
Wörner: Ja, wie bringt man die Wundergeschichten Jesu mit dem technischen Fortschritt und der Aufklärung zusammen? Ich glaube an Wunder – auch heute. Ich habe sie auch erfahren. Es gibt Ereignisse, wo Leute gesund werden und das medizinisch nicht erklärbar ist. Da müssen es die einen offen lassen und die anderen sagen, das war jetzt ein Eingriff Gottes.
Weniger spektakuläre aber nicht weniger tiefe und große Wunder geschehen, wenn Menschen ihre Einstellung verändern: Wenn sie sich versöhnen und aus Rache plötzlich Verständnis, Versöhnung, Liebe wird. Wenn ein Mensch mit Gott neu beginnt, sein Leben neu gestaltet und versucht, nach den Maßstäben des Evangeliums zu leben. Dinge, die im Herzen eines Menschen geschehen. Ich glaube, dass Gott auch heute eingreift und Dinge wirkt, die wir nicht gleich fassen oder erklären können.
Wörner: Also die Bibel ist ziemlich groß und hat viele verschiedene Textgattungen. Der Schöpfungsbericht etwa ist natürlich kein naturwissenschaftlicher Bericht von heute. Es geht um Glaubensbotschaften: Wir sind kein Produkt des Zufalls, sondern von Gott geschaffen und geliebt. Der Mensch hat eine Würde. Da sehe ich keinen Widerspruch zu modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen.
Wörner: Ich bin Gott dankbar, dass ich da bin. Über mich selber staunen tue ich allerdings selten. Ich versuche weniger um mich zu kreisen und dafür mehr zu schauen, wie ich für andere da sein kann. Das macht auch glücklicher. Nichtsdestotrotz staune ich manchmal, was der liebe Gott alles mit mir gemacht hat. Manches davon sehe ich als Wunder an. Dafür bin ich Gott dankbar.