Thema · Social Media
Mut zur Wirklichkeit – Beauty Filter oder real sein?
von Veronika Ciaston · 23.02.2022
Egal auf welcher Social-Media-Plattform – überall lächeln sie uns an. Perfekte Models mit glatter Haut, verführerischen Körperformen, strahlend weißen Zähnen in den vorteilhaftesten Posen. Im Hinterkopf warnt eine leise Stimme: „Das ist nicht echt“. Und doch glauben wir daran, diese Creme, dieses Öl, dieser Tee wird mich schöner machen.
Was vor einigen Jahren harmlos anfing und mit einer überschaubaren Anzahl an Farbfiltern als Spiel gesehen wurde, ist heute eskaliert. Jeden Tag werden neue Filter-Tools zur Verfügung gestellt. Im Nu wird das Gesicht zum Dinosaurier, Sternchen fliegen um den Kopf, oder das Gesicht wird poren- und faltenfrei gezaubert. Und nicht nur das – eine andere Augenfarbe? Kein Problem. Egal ob Haarfarbe, Nasengröße, Sommersprossen – alles lässt sich verändern und sieht dabei zum Teil erschreckend wirklich aus.
Aus dem Spiel mit Filtern wird ernst
Natürlich macht es Spaß, ein wenig rum zu probieren und herauszufinden, wie das eigene Ich aussehen könnte, wenn der ein oder andere Makel nicht da wäre. Doch betrachtet man die Statistiken der Selbstwahrnehmung in Deutschland wird einem schwer ums Herz. Ungefähr vier von fünf Personen sind laut einer Studie mit ihrem Äußeren unzufrieden. Ein Drittel junger Mädchen und Frauen (11-21 Jahre) würden kein unbearbeitetes Bild von sich posten, so die Organisation Girlguiding.
Ein weiteres Problem besteht in Werbungen auf vielen Plattformen. Diese müssen nicht freigeben, ob und wie viel nachbearbeitet wurde. Das Produkt steht besser da und lügt den Kunden ins Gesicht. Die fehlende Transparenz vergrößert den Druck, den man sich häufig selbst macht. Wieso sehe ich nicht so aus?
Doch langsam lässt sich ein Wandel erkennen: immer mehr Influencer möchten mehr Realität im Internet repräsentieren. Häufiger zeigen sie sich ganz natürlich, decken gestellte Posen auf, oder fügen als letztes Bild eines Karussells „das echte“ hinzu. Sie wollen ihre Follower hinter die Kulissen der perfekten Internetwelt schauen lassen, und zeigen, dass nicht alles echt ist und Vergleiche deshalb sinnlos sind. Die Wirklichkeit ist genauso wertvoll und auch mit Makeln ist man liebenswert.
Ohne Filter
Der Hashtag #instavsreality mit über hunderttausend Beiträgen ist voller Bilder, die auf die Wirklichkeit im Kontrast zu einer Scheinwelt hinweisen. Kampagnen wie #filterdrop des britischen Models Sasha Louise Pallari machen aufmerksam auf die unglaublichen Möglichkeiten von Bildbearbeitung und ihre schwerwiegenden Gefahren.
Dennoch bleibt es unwahrscheinlich, dass Filter und Verschönerungstools in der nächsten Zeit verschwinden werden. Umso wichtiger ist es einen gesunden Umgang mit ihnen zu lernen und zu verbreiten.
Jetzt interessiert uns auch deine Meinung: Was hältst du von den Filtern? Ist es notwendig diese ausreichend zu kennzeichnen, oder sollte jedem die Entscheidung zur beliebigen Selbstdarstellung offenstehen? Schreib uns gerne unter ha3-medienarbeit@bistum-augsburg.de oder auf unseren Social-Media-Kanälen.
Update
Auch bei uns in der Credo Redaktion macht sich ein Wandel bemerkbar: Der Algorithmus auf Facebook wird immer strenger und auch intransparenter. Beim Bewerben von Postings mit Bildern, die einen Vorher-Nachher-Vergleich mit Filtern beinhalten, erkennt dies der Facebook-Algorithmus. Er lehnt dann die Bewerbung dieser Beiträge ab – ohne zu unterscheiden, ob man eine Anzeige für eine Creme schaltet oder ob man sich, wie wir, redaktionell mit der Praxis von Filtern kritisch auseinandersetzt.