Thema · Buchempfehlung
Die Geschichte von Chiara Corbella Petrillo
von Simone Zwikirsch · 19.02.2020
Als Chiara Corbella Petrillo mit 28 Jahren an ihrer Krebserkrankung stirbt, ist ihr kleiner Sohn Francesco gerade einmal ein Jahr alt. Um ihn gesund zur Welt zu bringen, beginnt die junge Italienerin erst nach seiner Geburt mit der Chemo-Therapie – und verliert den Kampf gegen den Krebs. In ihren letzten Sekunden sei Chiara „glücklich, schön und strahlend“ gewesen. Weil sie das Geschenk erfahren durfte, als Kind Gottes gelebt zu haben und diese Welt als Kind Gottes zu verlassen.
So berichten es Chiaras engste Freunde Simone Troisi und Cristiana Paccini in der Biographie „Geboren, um nie mehr zu sterben“. Die beiden haben Chiara in den schönsten und schwersten Zeiten begleitet, ihre Erinnerungen an die junge Frau aufgeschrieben. Damit tragen sie das leuchtende Glaubenszeugnis einer wahren Nachfolgerin Jesu in die Welt.
Man wäre selbst gerne mit Chiara befreundet gewesen
Dass ihre engsten beiden Freunde Chiaras Geschichte erzählen, ist eine der größten Stärken des Buches. Sprachlich sicherlich kein Meisterwerk, ist die Art und Weise des Erzählens doch genau richtig für diese besondere Geschichte. Das Wesen Chiaras scheint durch die Bescheidenheit und Klarheit der Sprache hindurchzuscheinen. Es ist, als lernte man sie wirklich kennen. Als eine entschlossene, geisterfüllte Frau. Und gleichzeitig extrem nahbar, unaufgeregt und demütig. Man wäre selbst gerne mit ihr befreundet gewesen.
Die Geschichte beginnt mit Chiaras und Enricos Verlobungszeit. Schnell wird klar: Diese Ehe ist Berufung, von Gott begleitet und auf Gott gegründet. Kurz nach der Hochzeit wird Chiara schwanger und es folgt die niederschmetternde Diagnose für die werdenden Eltern: Ihr erstes Kind Maria leidet an Anenzephalie, einer Fehlbildung des Gehirns, und wird nicht lebensfähig sein. Trotzdem nehmen Chiara und Enrico die Schwangerschaft an, betrachten sie sogar als Geschenk. Chiara strahlt das Glück einer werdenden Mutter aus. Abtreibung? Für das junge Ehepaar undenkbar. „Maria ist nicht lebensfähig – aber nur zu einem Leben, wie wir es hier verstehen“, heißt es an einer Stelle der Geschichte.
Chiara schenkt ihrer Tochter das Leben – und ihre ganze Liebe
Für das Paar ist Maria in erster Linie Kind Gottes und kein Besitz, über den sie als Eltern verfügen dürfen. „Gott wird dieses Geschöpf durch unsere Gesten lieben, wir müssen also über eine so große Aufgabe geehrt sein“ schreibt Chiara während der Schwangerschaft in einem Brief an ihren Mann. Darum gibt es für Chiara auch keine Alternative, als ihrer Tochter die größtmögliche und hingebungsvollste Liebe entgegen zu bringen, zu der sie fähig ist. Und diese Liebe scheint alles Leid zu überstrahlen, das mit der Diagnose einhergeht.
Dass das kleine Mädchen durch eine natürliche Geburt zur Welt kommt, grenzt fast an ein Wunder.Chiara hatte dafür gebetet, Gott möge den Zeitpunkt der Geburt bestimmen und nicht die Ärzte, die ihr dringendst zu einem Kaiserschnitt rieten. Ihre Gebete wurden erhört. Vierzig Minuten nach ihrer Geburt und nur wenige Minuten, nachdem sie die Taufe empfangen hat, stirbt Chiaras und Enricos erste Tochter. Und trotz des schrecklichen Verlustes sind Chiara und Enrico glücklich.
„Es ist alles von einer solchen Schönheit, dass wir beinahe geneigt sind, uns selbst solche Schwierigkeiten zu wünschen, um denselben Trost zu erfahren“, schreiben die Autoren Simone und Christiana über den Tag von Marias Trauerfeier. Man nimmt es den beiden absolut ab.
Alle drei Kinder sind Geschenke Gottes – mit dem Recht, geboren zu werden
Wenige Monate nach Marias Trauerfeier wird Chiara erneut schwanger. Nachdem zu Beginn alles gut aussieht, wird das Paar nach wenigen Wochen ein zweites Mal mit der schlimmsten aller Nachrichten konfrontiert: Wie seine Schwester wird auch der kleine Davide nicht leben. Und wieder ist Chiaras Reaktion schier unglaublich: „Sie nimmt die Nachricht auf, mit festem Glauben und ohne die Fassung zu verlieren, während zwei Tränen in ihren Augen ihrem Lächeln noch tiefere Bedeutung verleihen.“
Obwohl nach einem Fall von Anenzephalie die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Krankheit erneut auftritt (die „normale“ Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 1:2000), steht Davides Diagnose, für die es nicht einmal einen Namen gibt, in keiner Verbindung zu Marias Krankheit. Auch er stirbt wenige Minuten nach seiner Geburt.
Ein weiterer Beweis, dass zwischen den beiden Krankheiten von Maria und Davide kein Zusammenhang bestand, ist die wunderbare Nachricht, dass Chiara erneut schwanger wird und das Kind diesmal vollkommen gesund ist.
„Glücklich, schön und strahlend“ nimmt sie den Plan Gottes an
Die Mutter ist es nicht. Doch anstatt sich selbst zu retten, schenkt sie ihrem Sohn Francesco das Leben. Am 13. Juni 2012 stirbt Chiara – erleichtert und glücklich, zum Vater zu kommen, aus dem sie all ihre Liebe und Freude geschöpft hat.
„Man ist nicht Mensch um der Arbeit, eines Zuhauses, der Gesundheit oder des Ansehens willen. Man ist Mensch um zu lieben. Maria Grazia Letizia ist bereit, sie hat schon alles Wesentliche erlebt“, hat Chiara kurz nach dem Tod ihrer ersten Tochter gesagt. Dasselbe gilt auch für Davide, und vor allem für Chiara selbst. Wie sehr sie geliebt wurde, beweist dieses Buch.
Die Biografie „Chiara Corbella Petrillo – Geboren, um nie mehr zu sterben“ von Simone Troisi und Cristiana Paccini ist im Verlag Canisi Edition erschienen. Das Taschenbuch (197 Seiten) bekommst du im Buchhandel oder direkt beim Verlag für 17 Euro.