Thema · Astrologie, Horoskope und Sternzeichen
Die Zukunft in den Sternen?
von Klaudia Hartmann · 21.12.2022
Immer wieder stehen wir vor Fragen wie: Was bringt mir die Zukunft? Oder anders ausgedrückt: Wie soll mein Leben weitergehen? Wie kann ich mich entscheiden?
In derartigen Situationen beraten sich viele mit Freunden und Verwandten. Manche dagegen greifen zu Tarotkarten oder zum Pendel, einige suchen Hilfe bei Wahrsagern, die dann z. B. eine Kristallkugel befragen, und andere suchen die Antwort in den Sternen, in der Astrologie.
Unter diesen sogenannten Deutepraktiken ist Astrologie die am weitesten verbreitete. In Zeitschriften, im Fernsehen und im Internet wird immer wieder Hilfe durch Tierkreiszeichen und Horoskope angeboten. Mit Hilfe von Büchern oder in Kursen kann man diese „Wissenschaft“ auch selbst „studieren“, und natürlich gibt es auch entsprechende Computerprogramme. Doch was ist Astrologie eigentlich?
Schlüssel zur Zukunft gesucht
Bereits vor ca. 3.000 Jahren beobachteten die alten Mesopotamier die Bewegungen der Sterne und versuchten durch die dadurch gewonnenen Erkenntnisse gewisse Vorhersagen zu treffen. Die Sterne galten in diesen alten Kulturen als Lichter am Firmament, durch welche die Götter den Menschen ihr Schicksal offenbaren würden. Auch die Ägypter, die Griechen oder die Römer beschäftigten sich mit der Sternenkunde.
Daneben kannten diese Völker zahlreiche weitere Methoden, mit deren Hilfe sie die Zukunft zu entschlüsseln suchten. Doch während heute niemand mehr nach deren Vorbild vor einer Entscheidung den Flug von Vögeln beobachtet oder gar deren Eingeweide untersucht, so ist die Astrologie wieder aktuell.
Bevor ich mich vor mehreren Jahren näher mit diesem Thema beschäftigte, dachte ich: astrologische Erkenntnisse treffen zwar nicht zu und sind auch wissenschaftlich unhaltbar, aber sie sind doch relativ ungefährlich.
Gefahr der Abhängigkeit
Dabei übersah ich, in welche Abhängigkeit jemand kommt, der sich und sein Leben einem Astrologen anvertraut und wie stark seine Freiheit „durch die Sterne“ beschnitten wird. Hier nur einige Beispiele:
- Eine junge Frau interessierte sich für einen Mann und hätte ihn eigentlich sehr gern näher kennen gelernt, doch: die Sternzeichen passten nicht zusammen. Deshalb lehnte sie jedes weitere Treffen ab.
- Ein Personalchef achtet bei der Auswahl neuer Mitarbeiters mehr auf deren Sternzeichen als auf die berufliche Qualifikation.
- Einer Mutter war bei der Geburt ihres Kindes der Zeitpunkt und der Ort der Entbindung so wichtig, dass sie mit Hilfe eines „astrologisch gebildeten Arztes“ das Kind „mit Kaiserschnitt holen lies“ – und das ohne medizinische Notwendigkeit.
- Jemand brauchte dringend Hilfe, doch standen die Sterne so, dass er sich auf nichts Neues einlassen sollte und jedes Hilfsangebot schweren Herzens ablehnte.
Treffen Astrologen Aussagen, so beachten sie darin immer den sogenannten Barnum-Effekt: Steht in der Beschreibung eines Tierkreiszeichens „für jeden etwas“, also viel Positives und einiges, das zu verbessern wäre, so fühlt sich dadurch fast jeder gut charakterisiert und ist gern bereit „an die Sterne“ zu glauben.
Gott in den Sternen
Christlich gesehen muss aber der Griff zu Horoskopen als möglicher Glaubenszweifel, evtl. sogar als mangelndes Vertrauen in Gott angesehen werden. Als Christ habe ich es doch nicht nötig, Sterne, Pendel oder sonst was zu befragen. Wir dürfen Gott, dem „heiligen Schöpfer aller Stern“ (Adventslied, siehe Gotteslob) vertrauen und uns darauf verlassen, dass er uns führt und leitet.
Ob er das durch Mitmenschen, im Gebet oder auf eine andere Art und Weise tut, ist dabei offen. Natürlich kann er das auch durch einen Blick auf einen Stern oder durch das Staunen über den faszinierenden Sternenhimmel tun, doch müssen wir unsere Entscheidungen selbst treffen. Dabei dürfen wir uns darauf verlassen, dass er uns auch in der tiefsten Nacht nicht ohne Beistand lässt, was natürlich ein Stern symbolisieren kann.
Unbestritten ist, dass Sterne lange Zeit nicht nur für Seefahrer eine unverzichtbare Orientierungshilfe waren, dass in der Bibel davon berichtet wird, wie ein Stern den Weisen aus dem Morgenland den Weg zur Krippe zeigte und dass Sterne auch mir den Weg zu Gott zeigen können. Deshalb dürfen auch wir singen und beten: „Heller Stern in der dunklen Nacht, zeig allen Menschen den Weg zur Krippe …“ Dann können wir nicht nur an Weihnachten Christus, den „Morgenstern der finstern Nacht, der die Welt voll Freuden macht“ (Morgenstern der finstern Nacht von Angelius Silesius/Johann Scheffler) loben und preisen.
Die Autorin Klaudia Hartmann leitet den Fachbereich Religions- und Weltanschauungsfragen des Bistums Augsburg. Er ist Ansprechpartner für Fragen zu Sondergemeinschaften/Sekten, Psychokulte, Weltanschauungen und Sinnsuche.