Vergangene Woche war ich hier in Rom zu Gast bei einer Messe mit lauter Indonesiern. Auch da sind mir die Tränen gekommen, aber vor allem deswegen, weil das anschließende indonesische Frühstück mir dann doch etwas zu „piccante“ (scharf!) war. Eines ist mir bei diesen Menschen, die hier weit weg von ihrer Heimat, in der sie als Christen die absolute Minderheit bilden und es nicht leicht haben, vor allem aufgefallen. Sie lächelten immer. Immer! Das war schon fast anstrengend für mich … Aber irgendwie spürte ich, dass es nicht gekünstelt war.
Zurzeit sprechen wir ja viel von Mission und wie das genau gehen mag … Diese Menschen waren für mich wirkliche Missionare. Wenn Johannes Paul II. in seiner Enzyklika Redemptoris Missio (1990) „heiligmäßige Missionare“ und den „missionarischen Schwung der ersten Christengemeinden“ fordert, dann meint er, glaube ich, genau das: frohe Christen, die etwas ausstrahlen. Wie sollen andere Menschen denn das Evangelium (was ja immerhin „frohe Botschaft“ bedeutet) an uns ablesen können, wenn wir immer miesepetrig dreinschauen und uns über alles aufregen, was innerhalb und außerhalb der Kirche schiefläuft? Ist schon öfters so, oder?
Sieht man christliche Freude in der Welt noch? Und vor allem: Sieht man christliche Freude in unseren Kirchen noch? Ich glaube, hier können wir wirklich von den Südländern lernen – oder von „meinen“ Indonesiern. Oft bemerke ich, dass ich am Eingang einer Kirche nicht nur mein Handy auf Flugmodus stelle, sondern auch mich selbst. Während wir auf WhatsApp mit Smileys nur so um uns werfen, heißt es dann: Liturgie-Modus, ernster Blick angeschaltet, Freude (zumindest die nach außen sichtbare) ausgeschaltet. Ganz klar: Es geht mir hier gar nicht um eine gespielte Freude und um ein aufgesetztes Lachen. Konzentration und ein gewisser Ernst sind im Rahmen einer Liturgie Voraussetzung für Andacht und eine Begegnung mit Gott. Da bin ich, um wieder mal in plumpen Stereotypen zu sprechen, typisch und gerne „deutsch“. Das Leben ist nicht immer Friede, Freude und Eierkuchen.
Aber genau auf die Schwierigkeiten im Leben – auch die ganz existenziellen – haben wir Christen doch die beste Antwort, die es gibt. Natürlich hört das Leiden mit der Entscheidung zu einem christlichen Leben nicht auf. Aber: Auch das christliche Leben hört eben nicht mit dem Leiden auf. Sondern mit der Auferstehung! Das ist eine Freude und eine Gewissheit, die uns keiner nehmen kann und die sich meiner Meinung nach auch in unseren Gesichtern innerhalb der Kirchen widerspiegeln darf und muss. Wer weiß, was zum Beispiel schon so ein kleines Lächeln beim Friedensgruß in meinem Gegenüber bewirken kann, wenn ich ihm nicht nur emotionslos meine Hand entgegenstrecke.
Das nächste Mal, wenn ich beim Betreten einer Kirche mein Handy auf Standby stelle, werde ich ganz bewusst versuchen, nicht auch mich selbst in einen geistigen und emotionalen Flugmodus zu setzen. Wie die Indonesier.