Alles hat angefangen, als ich nach dem Abitur in den USA auf meinem Missionsjahr war. Ich hatte das Bedürfnis, Gott für all das Gute in meinem Leben zu danken und durch soziales Engagement etwas zurückzugeben. In diesen 12 Monaten half ich Priestern in katholischen Schulen und Pfarreien bei der Arbeit mit Jugendlichen und Kindern.
Es war Januar 2014, das Jahr lief super. Ich kam gerade zurück vom Marsch für das Leben in Washington D. C., als ich plötzlich seltsame Schmerzen hatte. Nichtsahnend ging ich zum Arzt. Zuerst bekam ich nur Medikamente, dann wurde ich jedoch weitergeschickt, um einen Ultraschall machen zu lassen. Innerhalb einer Woche hatte ich meine Diagnose: Ich hatte einen Tumor. Mir wurde gesagt, ich müsse schnellstmöglich nach Deutschland zurückfliegen, um operiert zu werden.
Werde ich jetzt sterben?
Die Diagnose hat mich sehr schockiert und ich habe es kaum wahrhaben können. In diesem Moment gingen mir tausend Gedanken durch den Kopf, ich fragte mich, ob ich jetzt sterben werde. Ich hatte noch nie so eine Angst in meinem Leben und meine Welt ist kurzzeitig zusammengebrochen. Ich war wütend und voller Verzweiflung. Ich konnte nicht verstehen, weshalb Gott so etwas zulässt. Das soll die „Belohnung“ sein dafür, dass ich ein Jahr meines Lebens Gott schenkte?
Mein Herz war voller Zweifel. Nach einigen Stunden konnte ich mich überwinden und ging in die Hauskapelle. Ich kniete mich hin und versuchte, meine Wut, meinen Schmerz und meine Unsicherheit an Jesus abzugeben. Mein Leid mit seinem zu verbinden. Ich sagte: „Gott, ich habe Angst, dass ich sterben werde, ich bin total hoffnungslos, aber ich komme zu dir. Ich glaube, dass für dich nichts unmöglich ist, bitte hilf mir. Jesus, ich vertraue auf Dich.“
Wellen von Hoffnungslosigkeit
Der nächste Schritt war die Reise zurück nach Deutschland. In den Tagen vor dem Rückflug betete ich oft den Kreuzweg. Das gab mir sehr viel Kraft. Auch das Gebet von meiner Familie, meinen Freunden, von den Priestern und Missionarsbrüdern und -schwestern vor Ort, hat mir extrem geholfen und mir Halt gegeben. Oft kamen Wellen von Angst, Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung über mich. Doch durch das Gebet kamen Zuversicht, Freude und die Hoffnung, dass Gott alles unter Kontrolle hat, in mein Herz. Ich spürte, dass Gott seine schützende Hand über mich hält.
In Deutschland angekommen, musste ich erneut zum Arzt. Man konnte leider keine Gewebeprobe entnehmen, deshalb wusste ich nicht, ob der Tumor gut- oder bösartig ist und wie ernst die Lage überhaupt ist. Auf meine Frage, ob ich vor der OP noch eine Pilgerreise nach Lourdes machen könne, meinte der Arzt, dass der Tumor zu groß sei und schnellstmöglich operiert werden sollte. Als ich das hörte, überfiel mich eine noch größere Angst.
Gebet mit der Familie
Der Arzt fragte, ob wir – meine ganze Familie war im Behandlungszimmer versammelt – gläubig sind. Auf unser Nicken hin sagte er, dass er auch gläubig sei, und er fragte uns, ob wir spontan in seinem Behandlungszimmer beten wollten. Natürlich sagten wir Ja und während wir alle zusammen beteten, spürte ich, dass Gott mit uns ist und dass er alles leiten wird. Während des Gebets hatten wir Tränen in den Augen. Es war schwer für mich zu sehen, wie sehr meine Familie unter der Situation litt und sich Sorgen um mich machte.
Drei Tage später wurde ich operiert. Zuvor war ich beichten und in der Anbetung. Das war der schwierigste Tag meines Lebens. Durch die OP wurde klar, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelte, der aber Gott sei Dank in meinem Körper noch nicht gestreut hatte. Für mich war das ein Wunder. Erst nach der OP wurde mir bewusst, wie ernst die Lage wirklich gewesen war. Die Tage im Krankenhaus waren erfüllt von großer Dankbarkeit. Jeden Tag kam ein Priester oder Diakon und brachte mir die heilige Kommunion.
Neue Sicherheit
Bald darauf konnte ich wieder zurück nach Amerika, um mein Missionsjahr fortzuführen. Dafür bin ich Gott unendlich dankbar. Mein Glaube ist durch diese Erfahrung gestärkt worden und ich weiß, dass das Leben ein Geschenk ist. Mir wurde auch bewusst, wie wichtig in solchen schweren Phasen Familie und Freunde sind.
Auch wenn es verrückt klingt, bin ich im Nachhinein Gott dankbar, dass ich Krebs hatte. Denn durch die Krankheit hat Gott unsere Familienbeziehungen gestärkt – wir haben noch nie so viel zusammen gebetet und Zeit verbracht. Auch meine Freundschaften sind durch diese Zeit intensiver geworden; ich habe gemerkt welche Freundschaften echt und authentisch sind.
Und ich habe die Sicherheit bekommen: Gott lässt Böses zu, weil er daraus etwas Gutes machen kann. Ich weiß nicht, ob ich ohne Gott genügend Kraft gehabt hätte, diese Krise zu überstehen. Als alles dunkel war, hat ER mir Licht und Hoffnung geschenkt. Das Gebet war und ist für mich ein Anker in Krisenzeiten. Durch Schwierigkeiten gibt Gott uns die Chance, im Glauben zu wachsen und mehr auf IHN zu vertrauen. Gelobt sei Jesus Christus!
Artur erzählt von dieser Erfahrung auch auf seinem Youtube Kanal.
Artur führte am 20. Juni 2022 um 18:00 ein Interview mit Radio Horeb. Weitere Infos dazu sind ebenfalls auf der bei Radio Horeb zu finden.