Das mit Gott und mir hat eigentlich ganz gut angefangen.
Meine Mutter war zeit ihres Lebens eine überzeugte Katholikin. Sonntags zur Kirche gehen, Beichten, Verehrung der Gottesmutter, das alles war für mich als Kind ganz selbstverständlich. Gott und mein Leben, das gehörte zusammen. Er wohnte in meinem Herzen. Deutlich konnte ich spüren, wenn er etwas von mir wollte. Seine kleinen Aufträge zu erfüllen, kostete manchmal ganz schön Überwindung. Aber es war mir sehr wichtig, dieser inneren Stimme zu folgen.
Unsere Wege haben sich getrennt.
Mit der Pubertät kam die Wende. Mein Leben und Gott drifteten immer mehr auseinander. Ab und zu meldete sich noch mein Gewissen. Eigentlich wäre heute Sonntag. Aber auch das hörte irgendwann auf. Kaum zu glauben: Ich hatte Gott komplett vergessen. Zu sehr war ich damit beschäftigt, mein Leben zu genießen und Spaß zu haben. Die Stimme des Herzens rutschte eine Etage tiefer in den Bauch. Will heißen, mein Handeln orientierte sich eher danach, was sich gut anhörte, bequem war und die meisten tun.
Bei aller Geschäftigkeit blieb doch eine innere Sehnsucht nach etwas Geistigem. Durch einen Bekannten kam ich in Kontakt mit Esoterik. Dieses scheinbar tiefere Wissen um die Geheimnisse des Universums übte eine große Faszination auf mich aus. Ich verschlang ein Buch nach dem anderen. Was habe ich nicht alles gemacht: Tarotkarten gelegt, Familienstellen, Yoga, Mantrasingen und und und …
Gottes Wort hat mich gepackt.
Nur meiner verstorbenen Mutter zuliebe ließ ich meinen Sohn taufen und meldete ihn zur Kommunion an. Ich hatte dabei kein schlechtes Gewissen. Für Taufe und Kommunion kurz mal bei der Kirche vorbeizuschauen, das machen viele so. Doch es sollte ganz anders kommen. Durch mein Mitwirken als Kommunionmutter lernte ich unseren Ortspfarrer näher kennen. Immer wieder lud er mich zu Gesprächen ein. Trotz seiner vielen Arbeit hat er sich Zeit für mich genommen. Er war es auch, der mich dazu gebracht hat, beim Bibelkreis der Pfarrgemeinde mitzumachen. So entstand eine neue Verbindung zur Kirche. Der Sonntagsgottesdienst wurde mir nach 30 Jahren Auszeit wieder zu einer lieben Gewohnheit.
Eines Sonntags ist es dann passiert. Es war mitten im Evangelium, wo Jesus sagt: „Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,65f.). Dieser Satz „Wollt auch ihr weggehen?“ hat mich mitten ins Herz getroffen. Es war, als würde mich Jesus höchstpersönlich fragen: „Willst du wieder weggehen?“ Wäre es nicht zu peinlich gewesen, hätte ich lauthals durch die ganze Kirche geschrien: „Nein, auf keinen Fall. Ich bleibe!“ Im Innersten zutiefst ergriffen, strömten die Tränen nur so über meine Wangen. Das war vor elf Jahren.
Mein neues Leben
Heute kann ich mir ein Leben ohne Gott gar nicht mehr vorstellen. Ich bin immer noch im Bibelkreis. Woche für Woche lesen wir zusammen das Sonntagsevangelium. Der ständige Kontakt mit dem Wort Gottes hat mich verändert. Mein Handeln richtet sich wieder nach dem Willen Gottes. Das ist oft unbequem, aber jede Mühe wert.
Übrigens: Die fremde Frau, die mich beim ersten Elternabend angesprochen hat, ist inzwischen eine meiner besten Freundinnen. Gott hat uns zusammengebracht. Nicht nur uns zwei, sondern auch noch vier weitere Frauen. Wir treffen uns regelmäßig, um uns im Glauben zu bestärken und gemeinsam zu beten. Ich bin zutiefst dankbar, dass Gott sein Netz nach mir ausgeworfen hat. Ich fühle mich wohl in diesem Netz. Es gibt meinem Leben Halt und Geborgenheit