Inspiration · Pfingstnovene

Pfingstsequenz Teil 3: Der beste Tröster

Tröster in Verlassenheit,
Labsal voll der Lieblichkeit,
Komm, du süßer Seelenfreund!

von Katharina Weiß · 24.05.2020

Foto: Jordan Whitt on Unsplash

Wenn ein Kind hinfällt und sich weh tut, dann gibt es oft Tränen. Aber wenn die Eltern es dann in den Arm nehmen, sind die Tränen meist schnell getrocknet. Der Trost wirkt und zwar oft dadurch, dass die Eltern einfach da sind. Auch wenn diese Zeit schon länger her ist: Jemanden, der mich tröstet, wünsche ich mir in verschiedenen Situationen auch immer wieder und ich denke, dass es dir ähnlich geht.

Der Heilige Geist wird in der dritten Strophe der Pfingstsequenz auch als „Tröster in Verlassenheit“ bezeichnet. Im Lateinischen ist hier die Formulierung „consolator optime“ zu finden, das heißt der Hl. Geist ist sozusagen der optimale und beste Tröster. Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., hat einmal in einer Predigt gesagt, dass „consolator“ ganz wörtlich derjenige ist, „der in unsere Einsamkeit hereintritt und sie teilt; der in der Einsamkeit mit uns ist, so dass sie aufhört, Einsamkeit zu sein.“[1]

Das finde ich eine sehr schöne Erklärung dieses Wortes. Auch die Jünger damals vor 2000 Jahren dürften es so erleben: Als Jesus in den Himmel aufgefahren ist, hat er sie auch nicht einsam zurückgelassen, sondern er hat ihnen den Heiligen Geist verheißen, den Tröster, der bei ihnen bleiben wird (vgl. Joh 14,16).

Der Heilige Geist ist auch bei dir, wenn du dich einsam fühlst. Du kannst ihn aber natürlich auch bitten, dass er die Einsamkeit anderer aufbricht, gerade wenn Menschen weit weg sind oder du sie nicht besuchen kannst, wie wir es ja in den letzten Wochen erlebt haben. Neben dieser äußeren Einsamkeit gibt es aber auch die innere. Das kennst du bestimmt auch: Du bist von vielen Menschen umgeben, aber dennoch fühlst du dich irgendwie allein. Oder: Du versuchst jemand zu trösten, aber merkst, dass es so schwer ist, seine innere Not und Einsamkeit zu überwinden.

Das sind Momente, in denen du den Heiligen Geist bitten kannst: „Komm, du Tröster in Verlassenheit! Komm zu mir und komm auch zu allen, die ich so gerne trösten möchte.“

[1] Der Glaube an den dreifaltigen Gott und der Friede in der Welt. Predigt am Dreifaltigkeitsfest, 6. Juni 2004, in Bayeux, in: Werte in Zeiten des Umbruchs, Freiburg 2005, 148–153, 150 f, abgerufen unter http://www.institut-papst-benedikt.de/nc/ergebnisausgabe/schriften/heiliger-geist/text/heiliger-geist-con-solator.html, 19.5.2020.

Pfingstsequenz als Novene

Tag 1:
Komm, o Geist der Heiligkeit!
Aus des Himmels Herrlichkeit
Sende deines Lichtes Strahl!

Tag 2:
Vater aller Armen du,
Aller Herzen Licht und Ruh’,
Komm mit deiner Gaben Zahl!

Tag 3:
Tröster in Verlassenheit,

Labsal voll der Lieblichkeit,
Komm, du süßer Seelenfreund!

Tag 4:
In Ermüdung schenke Ruh’,
In der Glut hauch Kühlung zu,
Tröste den, der trostlos weint.

Tag 5:
O du Licht der Seligkeit,
Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein!

Tag 6:
Ohne Dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.

Tag 7:
Wasche, was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.

Tag 8:
Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.

Tag 9:
Heil’ger Geist, wir bitten dich,
Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl.
Spende uns der Tugend Lohn,
Lass uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal.

Heinrich Bone,  1847