Inspiration · Buchempfehlung

Gary Chapman: Die 5 Sprachen der Liebe

Homeoffice und soziale Isolation prägten die vergangenen Wochen. Nach dem kräftezehrenden Entzug sozialer Kontakte sehnt sich jeder von uns danach, Freunde und Familie wieder sehen zu können. Mit jedem noch so kleinen Schritt zurück zur Normalität geht ein Aufatmen durch die Gesellschaft.

von Tobias Riegger · 17.06.2020

Foto: Priscilla Du Preez / Unsplash

Doch was heißt „normal“ eigentlich? Der Duden definiert „normal“ mit „so beschaffen, wie es sich die allgemeine Meinung als das Übliche, Richtige vorstellt“. Ist es demnach normal, dass systemrelevante Berufe oft die schlecht bezahltesten sind? Ist es normal, dass unsere Beziehungen sich immer mehr auf soziale Netzwerke beschränken? Ist es normal, dass rund 40% aller geschlossenen Ehen in Deutschland wieder geschieden werden? Hier drängt sich mir die Frage auf, ob wir wirklich einfach zur „Normalität“ zurückkehren sollten, zu dem, wie es vorher war?)

Vielleicht können wir gerade jetzt, da das soziale Leben langsam wieder in Gang kommt, die Gunst nutzen, im Bereich unserer Beziehungen neue Akzente setzen. Dabei geht es um unser komplettes soziales Umfeld. Ehe, Freundschaften, Familien, (Kloster-)Gemeinschaften oder vieles andere mehr.

Die Sache mit dem „Liebestank“

Der Wunsch nach Liebe und Zuwendung gehört zu den Grundbedürfnissen jedes Menschen. Vor allem von den Menschen, die uns am Nächsten stehen, erhoffen wir uns am meisten davon. Gary Chapman beschreibt in seinem Buch „5 Sprachen der Liebe“ einen Weg zur intensiven Begegnung in unseren Beziehungen. Es geht dabei nicht um ein „Verliebt-Sein“, du weißt schon, das mit der rosa-roten Brille, den Schmetterlingen und Höhenflügen, welche – wissenschaftlich erwiesen – allesamt spätestens nach zwei Jahren beendet sind. Vielmehr geht es um „wahre“ Liebe, also die Entscheidung, miteinander durch „dick und dünn“ gehen.

Wir müssen bereit sein, wahre Liebe zu leben, den Partner/Freund/Mitbruder und seine Vorlieben kennenzulernen. Nach Gary Chapman gibt es 5 Sprachen der Liebe und unzählige Dialekte dazu. Die Sprachen der Liebe sind Lob und Anerkennung, Zweisamkeit, Geschenke, Hilfsbereitschaft und Zärtlichkeit. Je nachdem, welche Liebessprache unser Gegenüber spricht, dient diese dazu, den „Liebestank“ des anderen zu füllen, in negativer Weise leert sich der „Liebestank“ zunehmend, je mehr wir die Sprache des anderen vernachlässigen, wissentlich oder unwissentlich.

Ich werde nun im Folgenden einen Kurz-Flug über die verschiedenen Sprachen der Liebe machen und lade dich ein, zu überlegen, welche Sprache du sprichst, bzw. welche Sprache die wichtigsten Menschen in deinem Leben sprechen. Die Ausführungen können natürlich nur Anregungen geben, sich intensiver damit zu beschäftigen, es lohnt sich und schafft ein tieferes Bewusstsein im gegenseitigen Umgang.

Lob und Anerkennung

Wenn Sie die Liebessprache „Lob und Anerkennung“ sprechen, sehnen Sie sich nach Worten, die Sie aufbauen. Das kann auf unterschiedlichste Weise erfolgen, beispielsweise durch Komplimente, Ermutigung, freundliche Worte, Höflichkeit oder Wertschätzung. Sätze wie „Wow, dein Klavierspiel hat sich in den letzten Monaten wirklich stark verbessert, willst du nicht mal in der nächsten Anbetung spielen?“ stärken nicht nur das Freundesband, sondern auch die Persönlichkeit des Anderen.

Zweisamkeit – die Zeit nur für dich

Beim Lob ist es wichtig, was wir sagen, beim Zwiegespräch, was wir hören. Menschen mit der Liebesprache Zweisamkeit erkennen Zuneigung dadurch, dass ein intensiver Gedankenaustausch in entspannter Atmosphäre stattfindet, ein Austausch über Gedanken und Gefühle. Beispiele sind: gemeinsamer Cappuccino im nächsten Café statt Coffee to go, Anrufen ohne Grund, abends nach Hause kommen, sich hinsetzen und von der Arbeit erzählen (ohne nebenbei Zeitung zu lesen), etc.

Hilfsbereitschaft

Bei Menschen mit dieser Liebessprache schlägt das Herz vor allem dann höher, wenn sie von anderen selbstlose Hilfe erhalten. Dabei sind es oft Kleinigkeiten, die ihnen zeigen, dass das Gegenüber sie wertschätzt. Helfen sie dieser Person beim Hecken schneiden, zeigen sie ihr ein paar Griffe auf der Gitarre oder fragen Sie einfach mal nach, wie Sie behilflich sein können.

Zärtlichkeit

Wenn ihr Partner die Liebessprache der Zärtlichkeit spricht, erkennt er/sie Ihre Liebe vor allem darin, wie liebevoll Sie ihm begegnen. Dies bezieht sich jedoch nicht nur auf die Partnerschaft, auch in anderen Bereichen unserer sozialen Kontakte kann diese Sprache der Liebe gelebt werden, je nach Art der Beziehung. Während in Männerfreundschaften ein Schulterklopfer oft genügt, darf es innerhalb einer Ehe gerne etwas zärtlicher zugehen.

Geschenke, die von Herzen kommen

Manche Menschen spüren unsere Freundschaft vor allem darin, dass wir ihnen kleine Aufmerksamkeiten zukommen lassen. Das hat nichts mit den Anforderungen der Personen, sondern mit den unterschiedlichen Gemütern zu tun. Eine selbstgebastelte Karte, einen Kuchen, uvm. Es geht nicht um den materiellen, sondern um den ideellen Wert. Seien sie kreativ!

Die eigene Liebessprache herausfinden

Das waren also die 5 Sprachen der Liebe im Schnelldurchlauf. Die Frage ist nun, wie ich meine eigene Muttersprache der Liebe entdecken kann. Natürlich ist es auch möglich, dass man zweisprachig lebt, doch meist dominiert eine Sprache der Liebe. Es gibt vier Möglichkeiten, um die eigene Liebesprache herauszufinden:

  1. Was kränkt mich ganz besonders am Verhalten eines geliebten Menschen?
  2. Worum habe ich einen geliebten Menschen in den Jahren am häufigsten gebeten?
  3. Wie bringe ich einem geliebten Menschen gegenüber meine Liebe zum Ausdruck?
  4. Was brauche ich am meisten, wenn es mir schlecht geht?

Gleichzeitig ist es erforderlich, die Liebessprache des anderen zu identifizieren und zu lernen. Wenn wir nicht dafür sorgen, dass der Liebestank unserer geliebten Menschen mit deren Liebesprache gefüllt ist, wird sich auf Dauer ein Gefühl des Nicht-Geliebt seins einstellen, selbst wenn Sie vielleicht meinen, alles für den anderen zu tun. „Ich kaufe regelmäßig Blumen, bastle zum Geburtstag und Namenstag Karten, bringe immer wieder Kuchen“ ist gut, aber wenn die Liebessprache Ihres geliebten Menschen Zweisamkeit ist, sollten Sie statt der selbstgebastelten Karten mehr Priorität auf gemeinsame Aktivitäten legen.

 

Buchcover: Die 5 Sprachen der Liebe
„Die 5 Sprachen der Liebe. Wie Kommunikation in der Ehe gelingt." von Gary Chapman ist im Francke-Verlag erschienen und für 13, 95 Euro im Buchhandel erhältlich.