Franz hieß eigentlich anders, nämlich Johannes Baptist. Als Giovanni Battista Bernardone wurde er 1181 oder 1182 in Assisi geboren, einer Kleinstadt in Mittelitalien. Seine Mutter war Französin, oder der Vater, ein wohlhabender Kaufmann, hatte eine Vorliebe für Frankreich – jedenfalls kannte man ihn nur als „Francesco – den kleinen Franzosen“.
Er erhielt eine gute Ausbildung und lernte sogar etwas Latein, wuchs unbekümmert auf und muss ein ziemlich eitler junger Mann gewesen sein. Er bildete sich sogar ein, Ritter spielen zu können, und zog in einen der vielen Städte-kriege, die in Italien zwischen Anhängern des Papstes und des Kaisers regelmäßig ausbrachen. Franz hatte jedoch Pech: Er wurde gefangengenommen und hatte über ein Jahr Zeit, um im Kerker über sein Leben nachzudenken.
„Stell mein verfallenes Haus wieder her!“
Zurück in Assisi, hörte er beim Gebet in der Kirchenruine von San Damiano die Stimme Jesu vom Kreuz: „Stell mein verfallenes Haus wieder her!“ Francesco verkaufte einige Stoffballen seines Vaters, um mit dem Geld das Kirchlein wiederaufzubauen. Vom Vater öffentlich zur Rede und vor die Wahl gestellt, das Entwendete zurückzuerstatten oder auf sein Erbe zu verzichten, zog sich Franz alle Kleider vom Leib und ging nackt davon. Er nahm das Evangelium von der Entsendung der Jünger mit der Aufforderung „Nehmt weder Beutel noch Tasche mit und keine Schuhe“ (Lk 10,4) wörtlich und zog in einer rauen, mit einem Strick zusammengebundenen Kutte und barfuß durch die Gegend, sprach von Gottes großer Liebe und überzeugte durch seine radikal gelebte Armut, die er seine „Herrin“ nannte.
Gefährten schlossen sich ihm und seinem Ideal an, und Franziskus erkannte bald, dass seine Gemeinschaft eine Regel brauchte. Um das Jahr 1210 holte er in Rom die päpstliche Erlaubnis für den Orden der Minderen Brüder ein – der Franziskanerorden war geboren. Unterhalb von Assisi bezog die junge Gemeinschaft die Kirche Santa Maria degli Angeli, die Franziskus liebevoll „Portiuncula – Teilchen“ nannte.
Zwei Jahre später gründete er zusammen mit Klara von Assisi einen zweiten, weiblichen Orden: die Klarissinnen, denen er in San Damiano ein Kloster erbaute. Um das Jahr 1221 kam noch ein dritter Orden für Laien hinzu. Ordenshäuser entstanden in ganz Europa, und Franziskus reiste predigend bis nach Dalmatien und nach Spanien.1219 versuchte er während des fünften Kreuzzugs vergeblich, den ägyptischen Sultan zu bekehren, erwarb sich jedoch dessen Hochachtung und nahm die Gebetsrufe des Muezzins zum Vorbild für das spätere Angelusläuten, das er einführte. An Weihnachten 1223 spielte er die Geburt Christi erstmals in einer lebendigen Krippe nach und begründete damit die bis heute bestehende Tradition, das Weihnachtsgeschehen mit Figuren anschaulich zu machen. 1224, drei Tage nach dem Fest Kreuzerhöhung am 14. September, empfing Franziskus während einer Ekstase als erster die Wundmale Christi an seinem Leib. Immer wieder plagten ihn Krankheiten, seine Sehkraft hatte er fast ganz eingebüßt.
Er diktierte sein Testament, ließ sich nach Portiuncula bringen und starb am 3. Oktober 1226 abends, nackt auf dem Boden des Kirchleins liegend, während man ihm aus dem Psalm 142 vorlas: „Führe mich heraus aus dem Kerker, damit ich deinen Namen preise.“ Tags darauf erst entdeckten seine Mitbrüder die Wundmale Christi an Händen, Füßen und an der Seite – er hatte sie vor ihnen verborgen. Begraben wurde Franziskus auf eigenen Wunsch vor den Toren der Stadt, wo man sonst Verbrecher und Huren verscharrte. Über diesem Grab erheben sich heute zwei übereinander gebaute Kirchen, die täglich Tausende Pilger besuchen.
1979 erklärte Papst Johannes Paul II. Franz von Assisi zum Patron des Umweltschutzes, und sein Gedenktag am 4. Oktober wird seit 1931 als Welttierschutztag begangen.
Franz von Assisi verkündete den Glauben der Kirche: dass Gott die Welt gut und schön erschaffen hat, dass sie jedoch genauso erlösungsbedürftig ist wie der Mensch, der durch die Sünde die Freundschaft Gottes verloren, in Jesus Christus aber wiedererlangt hat.
Deshalb predigte er Menschen und Tieren, ja der ganzen belebten und unbelebten Natur, Gott für seine erlösende Liebe zu preisen und in das Lob des Schöpfers einzustimmen – davon handelt der berühmte „Sonnengesang“.
Dazu passt auch eine der bekanntesten Begebenheiten seines Lebens, die nach seinem Tod in den „Fioretti“ („Kleinen Blumen“) genannten Legendensammlungen erzählt wurde:
Als Franziskus einmal durchs Land wanderte und unterwegs Vögel in den Bäumen bemerkte, sagte er seinen Gefährten, sie sollten eine Weile auf ihn warten, während er zu seinen Geschwistern, den Vögeln, gehe, um ihnen zu predigen. Die Vögel umringten ihn, von seiner kraftvollen Stimme angezogen, und keiner flog davon, bevor er nicht geendet hatte.