Als Christen sind wir dazu berufen, heilig zu sein. Das haben wir schon oft gehört, aber wieso sollten wir eigentlich ein heiliges Leben führen? Ein heiliges Leben zeichnet sich durch bestimmte Werte und Prinzipien aus, die über das Alltägliche hinausgehen. Ich denke, es ist erst mal wichtig zu verstehen, was hinter dem Ruf zur Heiligkeit steckt. Nur dann, wenn wir das checken, sind wir auch motiviert, unsere Gewohnheiten zu ändern.
Gott selbst sagt in Levitikus 19,2: „Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott bin heilig“. Was meint er damit? Wenn Gott sagt, dass er heilig ist, dann sagt er über sich, dass er absolut anders ist als alles, was wir von dieser Welt kennen: Er ist ewig, allmächtig, außerhalb von Raum und Zeit usw.
Er erwählt daher sein heiliges Volk, sondert es von den heidnischen Völkern ab und gibt ihm Gebote, sodass sich das Leben der Menschen des Volks drastisch von dem der anderen unterscheidet. Alle sollen sehen: Dieses Volk ist anders. Gott geht sogar so weit, dass er bei seinem Volk wohnen möchte – erst im Offenbarungszelt und später im Tempel. Der heilige Gott inmitten seines Volkes.
Im Alten Testament ist es kaum möglich, dem heiligen Gott zu begegnen
Es gibt nur ein Problem: Die Sünde, nämlich das „Unheilige“ im Leben von uns Menschen. Sünde ist im Grunde genommen das Gegenteil von allem Heiligen, also alles, was gegen Gottes Willen und seine Heiligkeit verstößt.
Deshalb gab es damals im Alten Testament viele Vorkehrungen und Regeln für Gottes Volk, um in Gottes heilige Gegenwart treten zu können. Im Tempel musste sogar ein dicker Vorhang befestigt werden, der das Allerheiligste von den anderen Bereichen des Tempels trennte. Dieser Vorhang symbolisierte die Trennung zwischen Gott und den Menschen aufgrund der Sünde (Exodus 26,31-33). Nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen konnte der Hohepriester einmal im Jahr hinter den Vorhang im Tempel treten, um dem heiligen Gott zu begegnen (Levitikus 16,2-34).
Im Alten Testament lesen wir oft von dramatischen Situationen, wenn Menschen versuchten, sich einfach so dem heiligen Gott zu nähern: Uzza wurde getötet, als er die Lade des Bundes berührte (2 Samuel 6,6-7). Nadab und Abihu starben, weil sie unrechtmäßiges Feuer vor dem Herrn darbrachten (Levitikus 10,1-2). Die Heiligkeit Gottes ist so überwältigend, dass es nicht so einfach war, sich ihm zu nähern.
Gott will trotzdem Beziehung mit uns
Wenn Gott also sagt: „Seid heilig, weil ich heilig bin“ (Levitikus 11,44), dann schwingt gleichzeitig eine unglaubliche Sehnsucht mit. Gott will, dass wir ihm begegnen – ohne tot umfallen zu müssen. Und er will auch heute noch bei uns wohnen und uns in seine Gegenwart eintreten lassen. So, wie es im Garten Eden vor dem Sündenfall möglich war.
An Gottes Heiligkeit lässt sich nichts ändern; also ist die logische Konsequenz: Wir sollen heilig werden! (1 Petrus 1,15-16). Zusammengefasst: Wir sind von ihm berufen, heilig zu werden; da er bereits heilig ist und eine tiefe echte Beziehung mit uns leben möchte.
Es ist völlig verständlich, sich zu fragen: „Wie kann ich als Mensch jemals so heilig werden wie Gott?“ Gott selbst schenkt uns die Lösung – besser gesagt: den Erlöser. Durch Jesu Tod am Kreuz hat Gott die Trennung zwischen ihm und uns aufgehoben. Als Jesus starb, riss der dicke Vorhang im Tempel. Gottes Gegenwart ist plötzlich für jeden zugänglich. Es ist kein Privileg mehr für wenige, Gott zu begegnen – wie für die Hohepriester – sondern eine Berufung für uns alle!
In 1 Korinther 6,11 heißt es „… Aber ihr seid reingewaschen, seid geheiligt, seid gerecht geworden im Namen Jesu Christi, des Herrn, und im Geist unseres Gottes.“ Aus genau diesem Bewusstsein heraus entspringt das, was wir tun. Weil wir durch Jesus heilig geworden sind, wollen wir Heiliges tun. Das ist die Motivation, die sich hinter dem Ruf der Heiligkeit verbirgt.
Auf Jesus schauen und den Heiligen Geist wirken lassen
Mein Tipp für ein heiliges Leben ist also: Schau auf den, der heilig ist und auch auf dieser Welt gelebt hat. Schau dir Jesu Leben an. Er hat uns gezeigt, wie man anderen Menschen dient, liebt, vergibt, tröstet, ermutigt usw. Sein Leben dient uns als Vorbild, wie wir konkret in unserem Alltag Heiligkeit leben können. Das kann gleichzeitig frustrierend sein, denn oft scheitern wir daran.
Daher find ich es genial, dass Gott uns seinen Geist schenkt. Nicht irgendeinen Geist, es ist der Heilige Geist, der in uns wohnt. Wir müssen Heiligkeit also nicht durch eigene Leistung erreichen, sondern der, der in uns wohnt, kann sie in uns bewirken. Bitte also den Heiligen Geist, dich Jesu ähnlicher zu machen und dir zu helfen, in der Heiligkeit zu wachsen.
Simpel gesagt: Lebe eine Beziehung mit demjenigen, der heilig ist! Beziehung leben heißt miteinander reden; und reden ist nichts anderes als Gebet. Daraus entspringt ein Leben, das anders ist als zuvor.
Ich wünsch dir viel Motivation und Freude daran, deinen Ruf zur Heiligkeit zu entdecken!