Sarah und Pascal vom Gebetshaus Augsburg im Gespräch mit Raphael Schadt.
Credo: Sarah und Pascal, wie kamt ihr ins Gebetshaus?
Sarah: Während einer persönlichen Krise im Referendariat, nahm mich eine Freundin für ein paar Tage mit ins Gebetshauses. Und dort hatte ich eine tiefe, lebensverändernder Begegnung mit Jesus. Später entschied ich mich, zurückzukommen, um dort die zehnmonatige Jüngerschaftsschule – die Flame Academy – zu machen. Und in dieser Zeit entstand der Wunsch, länger im Gebetshaus zu bleiben. Jetzt bin ich dort Missionarin.
Pascal: Zwischen zwei Anstellungen wollte ich mich ins Gebet zurückziehen, um die Frage der Jüngerschaft anschauen. Dazu nahm ich mir ein Jahr Zeit – in der Flame Academy. Anschließend wurde ich vom Gebetshaus für ein Projekt angefragt. Das war dann die neue Anstellung.
Credo: Also Angestellter oder Missionar? Wieso heißt ihr „Missionare”?
Sarah: Ja, wir gehen nicht ins Ausland, arbeiten nicht in sozialen Projekten oder in der Entwicklungshilfe. Wir sind als Missionare Angestellte des Gebetshaus e.V. Der Begriff Missionar wurde gewählt, weil wir einen missionarischen Lebensstil leben und Menschen uns regelmäßig mit Spenden unterstützen, damit wir im Gebetshaus arbeiten können.
Credo: Das Gebetshaus hat sich auf die Fahnen geschrieben, Gott „rund um die Uhr” anzubeten. Warum?
Pascal: Es gibt Dinge, die für uns besonderen Wert haben: Etwa die gesundheitliche Notfallversorgung, Notfallapotheken, Polizei … Da stellen wir die entsprechenden Ressourcen zur Verfügung und es steht uns 24/7 zur Verfügung. Wenn wir von den Geboten ausgehen, gibt es einen noch größeren Wert: An die erste Stelle sollen wir Gott setzen. Da ist es naheliegend, dass es Leute gibt, die einen Lebensstil des Gebets pflegen. Über die Jahrhunderte der Kirchengeschichte gab es immer wieder Orte, an denen Gebet intensiver und auch rund um die Uhr gepflegt wurde. Und das Gebetshaus macht es in einer Form, die heute im Westen verständlich ist.
Credo: 24/7 Gebet – nach dem Motto „viel hilft viel”?
Pascal: Es geht nicht um die Menge. Es ist eine Aussage: Wenn etwas mir wichtig ist, verwende ich Zeit dafür. Und wenn uns die Beziehung zu Gott, dieser Austausch, das Verweilen bei ihm wichtig ist, gewähren wir dem entsprechend Raum.
Sarah: Für mich war es ein relativ neuer Gedanke, Gebet als etwas Zweckfreies zu sehen und in erster Linie Beziehung mit Gott zu leben und bei ihm zu sein, weil er gut ist und gar nicht unbedingt, weil ich jetzt dafür etwas zurückbekommen möchte.
Credo: In welcher Form betet ihr zusammen?
Sarah: Im Sinne des ökumenischen Gedankens, beten wir mit der Bibel. Beim Fürbittgebet suchen wir eine Bibelstelle passend zum Anliegen und beten dieses Wort über die Situation aus. Dienstagabend etwa leite ich die Fürbitte, in der wir für Menschen beten, die in Menschenhandel gefangen sind. Wir beten für Freiheit, für Rettung, Heilung etc.. Und das anhand einer passenden Bibelstelle. Anschließend singen Sänger und Sängerinnen über diese Bibelstelle, bis ein Kehrvers entsteht, in den alle einstimmen können.
Pascal: Bei der Bibelmeditation geht es darum, dass wir das Wort vertiefen und gemeinsam aussingen – ein gemeinsames Betrachten des Wortes. Eigentlich wie ein Bibelteilen, nur mit gesungenen Elementen.
Credo: Das heißt, es wird rund um die Uhr gesungen?
Pascal: Das ist das Fernziel. Da sind wir aber noch nicht.
Sarah: Wir haben aber neben besagten Fürbittzeiten und Bibelmeditation mit Liveband auch immer wieder Zeiten mit Musik „aus der Dose”.
Credo: Was sind – neben Freiheit von Menschenhandel – Anliegen, für die ihr betet?
Sarah: Wir beten für die Kirche, für verfolgte Christen in unterschiedlichen Ländern …
Pascal: Ja, die Fürbitten sind thematisch etwa so breit, wie es Anliegen geben kann, das heißt für die Wirtschaft, Israel (im biblischen Verständnis), Lebensschutz, genauso wie politische Themen. Jeder Missionar trägt ein Anliegen und so bilden sich Gruppen mit ähnlichen Anliegen zu denen sich auch Ehrenamtlichen hinzugesellen und die dann regelmäßig Stunden gestalten. Dazu gibt es Phasen, wenn im Weltgeschehen etwas sehr akut ist, für das wir dann besonders ins Gebet gehen.
Credo: Das ruft ja konkret auch nach Gebetserhörungen. Habt ihr Gebetserhörungen erlebt?
Sarah: Man sieht sehr selten einen sofortigen Unterschied. Wir haben aber beispielsweise einmal dafür gebetet, dass das Thema Menschenhandel wieder mehr in die Medien kommt und wahrgenommen wird. Und innerhalb kürzester Zeit kamen zwei oder drei Kinofilme zu dem Thema. Es kam auf einmal in den Zeitungen, sogar Olaf Scholz sagte etwas dazu. Das war für uns total berührend. Das haben wir schon mit unseren Gebeten in Verbindung gebracht.
Credo: Sollte man nicht mehr TUN, als so viel Energie ins Gebet zu setzen?
Pascal: In der katholischen Kirche kennen wir verschiedene Grundvollzüge dessen, was Kirche sein heißt. Es gibt Gruppierungen, in denen der soziale Aspekt, Gemeindebildung oder die Verkündigung einen besonderen Stellenwert einnehmen. Bei uns ist es dieses Feiern und Vollziehen des Glaubens im Gebet.
Credo: Wann ist die Mission des Gebetshauses erfüllt?
Pascal: Die Vision ist 24/7 zu beten. In der deutschen, katholischen Eucharistiefeier beten wir: „Wir verkünden den den Tod des Herrn, wir preisen seine Auferstehung und wir tun das, bis er wiederkommt.“ Wenn wir dieses kurze Glaubensbekenntnis nehmen, dann hast du die Antwort.