Vor Ort · Wie Gebet durchs Leben trägt

Meine Erfahrung mit unterschiedlichen Gebetsformen

„Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts.“ Dieser Satz hängt im Esszimmer meiner Tante. Früher dachte ich: „Wie lächerlich, auf Beten könnt ich gut verzichten!“ Heute weiß ich, dass Gebet mir einiges erleichtert und Sicherheit gibt – und zwar durch ganz verschiedene Gebetsformen.

von Antonia Spörl · 03.07.2024

Junge Frau mit blonden Haaren und Sonnenbrille in roter Jacke und mit Rucksack in einer Schlucht
Antonia auf einer Wanderung. Foto: privat

Als Kind kannte ich nur vorformulierte Gebete. Morgen- und Abendgebet und Tischgebete sind fester Bestandteil bei uns daheim. Diese sind immer die gleichen und man betet sie auswendig mit.

Das freie Gebet in der persönlichen Gebetszeit

Durch eine Schulfreundin aus einer Freikirche habe ich zum ersten Mal freies Gebet kennengelernt. Das fand ich am Anfang ziemlich ungewohnt und ich tat mir sehr schwer, frei mit ihr zu beten.

Irgendwann habe ich aber erkannt, dass ich das freie Gebet für meine persönliche Gebetszeit sehr wertvoll finde. Gebet ist ein Gespräch mit meinem besten Freund: Gott. Wenn mir ein Freund etwas erzählen würde, was nicht seiner eigenen Sprache und Wortwahl entspricht, fände ich das ziemlich komisch. Ich habe damals immer mehr angefangen, für mich im Stillen frei zu beten.

Vor einem halben Jahr kamen wir in der Jugendkirche OpenSky während des Austauschs über eine Folge der „The Chosen“-Serien auch auf das Thema Gebet zu sprechen. Eine Freundin meinte, dass sie öfters im Dialekt betet: Man brauche sich vor Gott nicht verstellen und Gott verstehe auch Dialekt! Seit diesem Zeitpunkt bete ich für mich fast nur noch im Dialekt.

Dagegen fällt es mir immer noch schwer, laut freie Gebete zu sprechen, deshalb nutze ich diese Form des Gebets vor allem, wenn ich alleine bin.

In Gemeinschaft beten: Rosenkranz, eucharistische Anbetung, Lobpreis

Wenn ich in Gemeinschaft bete, sind mir andere Gebetsformen lieber. Beten entwickelt sich immer weiter und bevorzugte Gebetsformen ändern sich auch. Der Rosenkranz war für mich bis vor zwei Jahren ein langweiliges Gebet für alte Leute, die viel Zeit haben. Mittlerweile schätze ich die Stärke des Rosenkranzes sehr und bete ihn regelmäßig, teilweise in Gemeinschaft mit anderen.

Wenn möglich besuche ich wöchentlich die eucharistische Anbetung. Anbetung bringt mich zur Ruhe und lässt mich Gottes Liebe sehr intensiv spüren. Bei der Anbetung muss man nicht viel machen, man kann Gebete in den Himmel schicken oder einfach nur die Stille genießen und Gott dabei anschauen.

Lobpreis, also gesungene Gebete, sind auch ein großer Bestandteil meines Gebetslebens. Als Kinder haben wir oft Lobpreis gehört und ich habe irgendwann angefangen, selbst Lobpreis zu machen. Zum Wecken, auf dem Weg zur Arbeit, im Auto, wenn ich mich mit Freunden treffe und in ganz vielen anderen Lebenssituationen begleitet mich diese Gebetsform. Manchmal, um meine Freude auszudrücken, manchmal aber auch, weil ich um Hilfe bitte oder verzweifelt bin.

Gelassenheit und Sicherheit durch das Gebet

Das Gebet hat mich durch viele Lebenssituationen getragen. Zum Beispiel habe ich letztes Jahr meinen Schulabschluss geschrieben. Da habe ich über viele Monate hinweg jeden Tag einen Rosenkranz für die Prüfungen gebetet. Und an den jeweiligen Tagen haben mehrere Menschen für mich gebetet. Das hat mir Ruhe, Gelassenheit und Sicherheit gegeben und mein Abschluss ist viel besser als erwartet ausgefallen. Ich bin überzeugt, dass dies auch an den vielen Gebeten liegt.

Aber nicht jedes Gebet wird sofort erhört. Manchmal frage ich Gott, wieso es so läuft, wie es gerade ist. Ich darf aber wissen, dass Gott einen genialen Plan für mein Leben und das perfekte Timing für alles hat. Bei manchen Gebeten sehe ich im Rückblick, dass sie erhört wurden oder es besser war, dass sie nicht erhört wurden. Bei manchen werde ich erst im Himmel sehen, was daraus geworden ist.