Inside Basical · Vorstellung
Jahrgang 19/20: Wie bin ich hier gelandet?
von Gudrun Piegsa · 15.11.2019
Hey mein Name ist Gudrun, ich bin 18 Jahre alt und komme aus Köln. Seit anderthalb Monaten wohne ich jetzt in Augsburg und ich werde ziemlich oft darauf angesprochen und gefragt, wie man von Köln ausgerechnet in Augsburg landet.
Einfache Antwort: Wenn Gottes Plan einen ins Basical führt, dann zieht man eben nach Augsburg. Und wie ich mich dazu entschieden hab, das erzähl ich jetzt. Die Überlegung, was man nach dem Abi macht, ist für jeden nicht einfach, denke ich. Jeder tut sich da etwas schwer, den für sich richtigen Weg zu finden. So war es zumindestens bei mir.
Ich habe dieses Jahr mein Fachabitur in Sozial- und Gesundheitswesen gemacht und musste mich dann eben entscheiden, wie es weiter gehen sollte. Ab Oktober zu studieren, war für mich direkt ausgeschlossen. Ich fühlte mich einfach nicht bereit dazu, zur Uni zu gehen – jetzt noch nicht. Also hab ich überlegt. Es gab mehrere Optionen. Die Idee ein Jahr Gott zu schenken, und mich selbst besser kennenzulernen, fand ich super. Durch Freunde kannte ich verschiedene Möglichkeiten ein solches Jahr zu machen. Aber irgendwie passte nichts davon zu mir. Die Idee war schnell wieder verworfen.
Der nächste Plan war, nach Afrika zu gehen, egal wohin, Hauptsache helfen. Doch auch dieser Traum platzte leider sehr schnell, weil ich keine gute Organisation fand und meine Mama eher wenig begeistert von meiner Idee war. Also fing ich wieder bei null an mit meiner Zukunftsplanung.
Meine Verzweiflung wurde immer größer, ich wollte endlich wissen wie es mit meinem Leben weiter gehen sollte. Also wandte ich mich an den, der alles weiß und immer da ist: Gott. Der musste sich ziemlich lange mein Gemecker und Geheule anhören. Eines Abends sagte meine Schwester: “Hey Gudi, warum gehst du nichts ins Basical?“ Basical – ob ich da echt reinpassen würde?
Bayern, dachte ich, das ist schon anders als NRW. Und ziemlich fern von zu Hause. Dazu kommt der Dialekt! Würde ich es schaffen, die Leute zu verstehen? Es mag einem unverständlich erscheinen, aber den Verunsicherungsfaktor von Dialekten sollte man nicht unterschätzen! Dazu kam der Fakt, dass ich kaum auf Deutsch bete, weil mein Gebetsleben sich zum größten Teil auf polnisch abspielt. Das alles gab mir Zweifel, ob das Basical der richtige Ort für mich sein könnte.
Also fing ich an zu beten, dass Gott mir den richtigen Weg zeigt. Denn von der Idee ins Basical zu gehen, war ich wenig begeistert und wollte das irgendwie nicht so wirklich. Mein Blick darauf änderte sich aber mit der Zeit. Vor allem als ich sah, wie glücklich Ania – eine Freundin von mir, die letztes Jahr im Basical war – mit ihrer Entscheidung war und wie wohl sie sich dort fühlte. Der Gedanke stellte sich ein: „Hey, vielleicht ist das doch das Richtige für dich.” Also bewarb ich mich.
Ich bekam eine Einladung zum Bewerbungsgespräch. Diese kam nicht unerwartet, dennoch war ich aufgeregt und gespannt, was auf mich zukommen würde. Also fuhr ich an einem Dienstag, statt zur Schule zu gehen, von Köln nach Augsburg.
Auf der Zugfahrt nach Augsburg stellte ich mir vor, wie jeder einzeln mit den Leitern sprechen muss, es total streng ist und schwierige Fragen gestellt werden, auf die man eine genaue und richtige Antwort geben muss. Aber das Gespräch verlief komplett anders. Alle, die sich fürs Basical beworben hatten, waren dort und wir saßen alle zusammen an einem Tisch. Jeder erzählte ein bisschen über sich und die Leiter natürlich über das Basical. Alle waren super nett und ich fühlte mich direkt wohl.
Jeder bekam ein Formular mit dem man sich anschließend fest anmelden konnte. Als ich [nach ein paar Wochen] die feste Zusage bekam, war ich sehr glücklich und spürte, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Als der Umzug nach Augsburg immer näher rückte, kamen dann aber doch Zweifel auf. Was, wenn die Leute komisch sind? Was, wenn sie mich komisch finden? Was, wenn ich mich dort nicht wohl fühle und, und und … Als ich endlich am 1.Oktober hier in Augsburg ankam, war ich überfordert. Ich wusste nicht, mit wem ich reden sollte und worüber überhaupt? Die ersten zwei Tage fühlten sich noch sehr seltsam und ruhig an, aber ab dem dritten Tag wurde es besser. Wir fingen an, Witze zu machen und viel zu lachen. Die unangenehme Stille verschwand zum Glück und wir lernten uns jeden Tag besser kennen.
Jetzt bin ich schon anderthalb Monate hier und sehr glücklich und zufrieden mit meiner Entscheidung. Auch wenn es manchmal ungewohnt ist, mit zehn anderen zusammenzuleben, für alle zu kochen und wenig Ruhe zu haben. Es ist umso schöner, diese Gemeinschaft zu haben, mit Menschen zusammenzuleben, die Gott genauso lieben, wie man selbst und die auf dem Weg sind, ihn besser kennenzulernen. Ich finde es super, die Seminare zu haben, in denen man viel über den katholischen Glauben lernt. Aber vor allem gefällt mir, dass ich zu welcher Tageszeit auch immer, in die Kapelle gehen kann, um mit Jesus zu sprechen.
Die Entscheidungsexerzitien waren für uns Basicals eine weitere Möglichkeit, über uns nachzudenken und darüber, ob wir die nächsten Monate weiter im Basical bleiben wollten. Für mich gab es keine Zweifel, da ich die Entscheidung im Basical zu bleiben sehr schnell treffen konnte. Dafür gab es zwar keinen besonders entscheidenden Moment, aber das Gefühl angekommen zu sein in den ersten Wochen und zu wissen, dass es mir gut tut dort zu sein, halfen mir schnell dabei. Trotzdem waren die Exerzitien, die wir im Schweigen verbrachten, eine gute Zeit, um über alles nachzudenken und eine intensive Zeit mit Gott zu haben.
Ich freue mich sehr auf die nächsten Monate und auf alles, was auf mich zukommen wird. Dass ich hier sein darf und dabei Gott und auch mich selber besser kennen lernen darf, macht mich sehr glücklich.
Ich denke, oft stellen wir unsere Vorstellungen und Träume über Gott und wenden uns nicht an ihn, wenn es darum geht eine Entscheidung zu treffen. Wie schön ist es zu wissen, dass er uns über alles liebt und den besten Plan für jeden von uns hat. Auch wenn es eben oft anders kommt, als man denkt.